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Die hanseatischen Seerechte 93 derheit, an Stelle der Folgepflicht die Schiffssetzung zu wählen, sondern bestimmt stattdessen, daB die Mehrheit berechtigt ist, die Schiffsparten der Minderheit fiir deren Anteil an den Ausriistungskosten zu verbodmen.^^ 2. Das Verhältnis von Reedern und Schiffer Das Verhältnis der Partenreeder zum Schiffer wird im Lubecker Recht iiberhaupt nicht angesprochen und imHamburgischen Stadtrecht von 1603 in Anlehnung an die Hansische Schiffsordnung von 1591 geregelt.'^- Am ausfiihrlichsten ist auch hier wiederum das Hansische Seerecht von 1614. Im älteren Seerecht des 13. bis 15. Jahrhunderts erscheint der Schiffer fast ausschlieBlich als seefahrender ReederJ^ Demgegenuber kennt das Hansische Schiffsrecht des 16. Jahrhunderts nur noch den Schiffer, der durch vertragliches Gedinge eingesetzt wird.^^ Typisch fiir die Rolle dieses —wie die Quellen sagen —„angenommenen“ Schiffers ist eine Bestimmung des Hansischen Seerechts von 1614. Damit die Schiffer ihr Amt besser ausiiben können, sollen sie sich „nicht bald mit Kauffmannschaft beladen“ und sich insonderheit „allen weitläufftigen Handels, dadurch sie an Wartung ihres Ampts beym Schiff verhindert werden möchten, gäntzlich entschlagen“.’^ Der vertraglich eingesetzte Schiffer begegnet uns in den Quellen in zweierlei Gestalt. Einmal finden wir ihn als Schiffer, der bei VertragsschluB fiir die Dauer der Annehmung eine Schiffspart erhält, also mit der Einsetzung Mitinhaher des Schiffes wird.'^® Zum zweiten treffen wir ihn aber auch als bloBen Setzschiffer, der das Schiff nur gegen Gewährung von Heuer und Fiihrung iibernimmt."^ Beide Rechtsverhältnisse werden im Hansischen Seerecht von 1614 behandelt. Im iibrigen enthält das Seerecht zahlreiche Bestimmungen iiber die Rechte und Pflichten des Schiffers gegeniiber den Reedern.'^® Unter ihnen finden sich ausfiihrliche Vorschriften iiber die Rechnungslegung,"^^ eine Reaktion auf die schon aus dem 15. Jahrhundert bekannten Klagen iiber die Unehrlichkeit und Untreue der Schiffer. HansSR 1614 V 7. ^2 HambStR 1603 XIV31, 32, 33, 39, 40. Vgl. HansSR 1591 A. 54, 55, 56. Vgl.: Walther Vogel: Geschichte der deutschen Seeschiffahrt, I. Bd.: Von der Urzeit bis zum Ende des XV. Jahrhunderts (1915), S. 374 ff. HansSR 1614 II 1—4, III 4; HambStR 1603 XIV40. ” HansSR 1614 III 4. HansSR 1614 II 4, III 14; HambStR 1603 XIV31, XVIII 1. ” HansSR 1614 II 2, XIII 6. HansSR 1614 I 4 (Reparaturen), III 15 (Schadenersatz), V 3 (Noteinkäufe); HambStR 1603 XIV32 (Schadenersatz), 33 (Befolgung der Beschliisse der Reeder). HansSR 1614 V 4, XI 3, XII 1—3; HambStR 1603 XIV 39, 40; LiibStR 1586 I 10.

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