reinhard härtel oder zumindest über den Großteil davon. Solche Testamente sind aber erst ab 1211 erhalten.35 Umso breiter ist hier die Palette der urkundlich spezifizierten Verlassenschaften: Bei den Geldbeträgen ist bisweilen die weite Streuung von sehr geringen Beträgen erstaunlich, so vermachte im Jahre 1232 ein Walchun von Vendoglio nicht nur verschiedenen Kirchen in seiner friaulischen Umgebung jeweils 40 Pfennig, sondern jeweils denselben Betrag auch der Nikolauskirche in Bari und der Peterskirche in Rom.36 Ansonsten finden sich angeführt: Bücher, Silbersachen samt Schmuck, Betten, Textilien (bis zu feinsten Luccheser Sorten), Hausgerätschaften (von Gefäßen mit Größenangaben bis hin zu Ketten), Lebensmittel-Vorräte, genau beschriebene Pferde. Fallweise geht es auch um Getreide, das noch auf dem Acker stand,37 oder um ein Wohnrecht,38 oder um die Verfügung über eine Pfründe, letzteres allerdings nur für das Jahr nach dem Tod des Erblassers und für mildtätige Zwecke.39 Auch ausständige Schulden können vermerkt sein.40 Die Urheber solcher Testamente sind Geistliche wie Weltliche, die Redaktoren immer professionelle Notare. Beim Mobiliar, konkret bei Betten kommen solche Testamente zuweilen ins Allzu-Menschliche. Ein schwerkranker Kanoniker von Cividale verfügte 1246 unter anderem über ein Bett und über Bettzeug zugunsten naher Verwandter. Jenes Bett jedoch, in dem er selbst bei Errichtung seines Testaments lag und das aller Erwartung nach sein Sterbebett sein würde, vermachte er (samt Bettzeug) einem Armenhaus.41 35 Frühester Nachweis: Härtel 2005, S. 248–249Nr. 165. 36 Härtel 1985, S. 118–119 Nr. U 67. Der ‚Tarif’ von 40 Pfennigen scheint für solche Legate eine Art Standard gewesen zu sein; vgl. Härtel 2005, S. 248–249Nr. 165 (von 1211). 37 Triest, Archivio capitolare, Pergamena 1222 April 17 (= Marsich 1877/78, S. 370Nr. 19). 38 Guariglia 1978/79, S. 88–90Nr. 34 (1246). 39 Ebenda. 40 Härtel 2005, S. 249–166Nr. 250 (1230). 41 Guariglia 1978/79, S. 88–90Nr. 34 (1246). 91
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=