blizierte im römischen Recht und beschäftigte sich darüber hinaus mit Urkunden.108 Von besonderem Interesse ist allerdings das wissenschaftliche Werk Konstantin Nevolins (1806-1855). Er legte 1835 eine Dissertation über die Gesetzgebung in der Antike vor und bekam zunächst einen Lehrstuhl für Rechtsenzyklopädie und Staatsrecht an der neugegründeten Kiever Universität. Nachdem er 1843 nach Sankt Petersburg berufen worden war, wurde er zu einem der Begründer der wissenschaftlich betriebenen Rechtslehre in Rußland.109 In seiner wissenschaftlichen Orientierung war Nevolin vor allem durch Savigny sowie durch seinen Sankt Petersburger Lehrer Aleksandr P. Kunicyn geprägt worden. Seine gesamte wissenschaftliche Arbeit war vom Bemühen um eine Kodifikation der Rechtsmaterien in Rußland begleitet. Als Mitglied der Kodifikationskommission, die den Svod Zakonov bearbeitete, war er für das Zarenreich eine der rechtspolitisch bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Seine Hauptwerke waren die „Ėnciklopedija Zakonovedenija“ (Enzyklopädie der Gesetzeskunde) von1839/40und eine „Geschichte der russischen Zivilgesetze“ (Istorija rossijskich graždanskich zakonov, 1851).110 In ihnen setzt sich Nevolin eingehend mit der genuin russischen Rechtstradition und deren Quellen auseinander. Dabei trat er, vollkommen im Sinne Savignys, für eine Überwindung des überpositiven Naturrechts und die Zurückdrängung des Hegelschen Rechtsbegriffs ein.111 Sieht man von Redkin ab, so handelte es sich bei Nevolin um denjenigen russischen Juristen, der den wohl bedeutendsten Beitrag zurVermittlung der Lehren Savignys und der Historischen Rechtsschule an die russische Rechtswissenschaft leistete.112 re cht swi s s e n scha f t al s j ur i st i sch e dok t r i n 44 108 Karmazina, Izučenie rimskogo prava (o. Fn. 105), S. 225.Vgl. insbesondere A. Fedotov-Čechovskij, O forme i soderžanii pravych gramot (Über Form und Inhalt von Rechtsurkunden, 1848). 109 Vgl. 275 let Sankt-Peterburgskij Gosudarstvennyj Universitet (o. Fn. 26), S. 129. 110 Vgl. Lukovskaja/Grečiškin/Jačmenev, Konstantin Alekseevič Nevolin (o. Fn. 80), S. 8-18. 111 Vgl. A. Meduschewskij, Art. Nevolin, Konstantin Alekseevič (1806-1855), in: M. Stolleis (Hrsg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon (1995), S. 456-457. 112 Vgl. X (anonymer Verfasser): Das römische Recht in Rußland, in: R. Leonhard (Hrsg.), Stimmen des Auslands über die Zukunft der Rechtswissenschaft (1906), S. 72-77 (73).
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