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Da sich das Konzept grundsätzlich bewährte, wurden 1831 sechs weitere Stipendiaten für das Studium in Berlin berufen. DieWahl fiel diesmal auf Aleksandr Fedotov-Čechovskij, Nikita Krylov und Aleksej Kunicyn aus Sankt Petersburg;73 aus Moskau kamen Ivan Platonov sowie die Brüder Jakov und Sergej Baršev74 hinzu. Es handelte sich allerdings diesmal um Freiwillige, die also nicht, wie es bei den ersten Stipendiaten der Fall gewesen war, zwangsverpflichtet worden waren.75 Da man nicht, wie eigentlich gewünscht, auch für die zweite Gruppe einen Dorpater Betreuer finden konnte, wurde der aus Pskov (Pleskau) stammende, in Sankt Petersburg studierende Aleksandr Kranichfel’d dafür abgestellt.76 Entsprechend der Aufgabe Petersens sollte auch er die Deutschkenntnisse der Stipendiaten verbessern. Kranichfel’d begleitete sie also nach Berlin, wo sie im November des Jahres immatrikuliert wurden. Der Aufenthalt der jungen Russen verlief allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Die meisten waren von ihrem Berliner Studienplan nicht uneingeschränkt überzeugt. So wollten sie z.B. von Rudorffs Privatissima dispensiert werden. In einem Brief an Balug’janskij berichteten die Stipendiaten der zweiten Gruppe von unbefriedigendem Stoffdiktat,Wiederholungen und einigem Lehrlauf.Angesichts erheblicher Gebühren hatten sie offenbar einen anspruchsvolleren Unterricht erwartet. Dem Studienplan zum Trotz betrachteten die Stipendiaten das römische Recht überdies nur als nachrangig für die juristische Bildung und widmeten sich ihm daher nur halbherzig.77 Savigny nahm dies ebenso mit Mißfallen zur Kenntnis wie die Kritik der Stipendiaten überhaupt. Auf die beiderseitige Unzufriedenheit reagierte Speranskij, indem er die Stipendiaten brieflich zur Räson brachte.78 Diese re cht swi s s e n scha f t al s j ur i st i sch e dok t r i n 36 73 Für die Genannten vgl. Šilochvost, Russkie Civilisty (o. Fn. 42), s. 90, 92 und151f.. 74 V.A.Tomsinov, Sergej Ivanovič Baršev, in:Vestnik Moskovskogo Universiteta 1996, S. 35-43 sowie jetzt ders., Rossijskie Pravovedy (o. Fn. 11), S. 263-278 und S. 279284. 75 Vgl. dasVerzeichnis der Stipendiaten: O licach, komandirovannych ministerstvom narodnogo prosveščenija za granicu dlja prigotovlenija k zvaniju professorov i prepodavatelej s 1808 po 1860 god, in: Žurnal Ministerstva Narodnago Prosvěščenija 1864 otd. ii, S. 335-354 (338 f.). 76 Baršev, Istoričeskaja zapiska (o. Fn. 5), S. 16; zu Kranichfel’d vgl. Šilochvost, Russkie Civilisty (o. Fn. 42), S. 88 f.. 77 Rudokvas/Kartsov, Der Rechtsunterricht (o. Fn. 41), S. 313 mit Nachweisen; vgl. Majkov, Speranskij (Teil 2, o. Fn. 53), S. 253. 78 Silnizki, Geschichte (o. Fn. 3), S. 423 mit Nachweisen.

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