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Nach der Theorie zurück zur Praxis: zur Praxis der Theorie-PraxisFrage.Wie haben sich die Juristen der historischen Schule rechtspraktisch verhalten? Die Frage ist nicht leicht zu lösen.Viel Biographie wäre zusammenzutragen. Ein Versuch ohne Anspruch auf Vollständigkeit steht in der Tabelle im Anhang 2. In Frage kommen die drei juristischenArbeitsfelder Legislative, Exekutive und Judikative.Auch die Gestalt derWissenschaft selbst muss aber betrachtet werden.Wie war Savigny in diesem Bereich tätig? In der Gestalt seiner Rechtswissenschaft erweist sich die theoretische, d.h. heißt hier die historisch-systematisch vertiefte, Richtung als primär. Dies nicht in dem Sinne, dass Savigny besonders theoretisch wie lebensfremd gewesen wäre. Es gibt konkretere Anhaltspunkte. Sie liegen zunächst darin, wie er sein literarisches Schaffen akzentuierte und welche Literaturtypen er bevorzugte. Es ist klar, dass sein bevorzugter Literaturtyp die Monographie war. Mit seinem „Recht des Besitzes“ von 1803 hatte er ein bis heute dauerhaftes Muster geschaffen, das Muster einer wissenschaftlichen Monographie. Er spricht dies imWinter 1802/03im Zusammenhang mit den schon herangezogenen Überlegungen zu einempraktischen Systemaus. Ein solches System sei das allerschwerste und nur nach vollendeter Darstellung im Einzelnen möglich63Darstellung im Einzelnen meint monographische Arbeit. Auch sein „System des heutigen römischen Rechts“ stellt keineswegs ein Lehrbuch dar oder ein Handbuch der praktischen Resultate, wie andere große Synthesen zum Pandektenrecht dieser Zeit, sondern eben ein sehr bewusstes System.64 Ziemlich anders als bei Puchta,Vangerow oder Windscheid, oder auch Beseler und Gerber auf der germanistischen Seite, ist Savignys Systemgewissermaßen eine Aneinanderreihung von Monographien. Er gönnt sich Ausführlichkeit undVertiefung und benutzt auch das praktische Mittel besonderer Beilagen, um einzelnen Fragen besonders nachhaltig nachgehen zu können. Es geht ihm um die autonome und selbständige Arbeit am Recht in wissenschaftlichem Geist. Es kommt ihm darauf an, sich der Sache zu „bemeistern“, so 1821/22, bzw. darum, das römische Muster und den historischen Stoff am Ende frey als unser Werkzeug gebrauchen zu können.65 Niemals will joach i m rücke rt 255 63 Bei Mazzacane (Fn. 20), fol. 49 v/S. 152, näher Anhang 1. 64 Vgl. jetzt den überaus lehrreichen Überblick von Hans-Peter Haferkamp in diesem Band. 65 Beruf 113/Stern 137 (Fn. 18). i v. d i e p rax i s i n de r th e or i e und p rax i s

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