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Elemente, nur in unterschiedlicher Akzentuierung – es war nicht leicht und nicht immer überzeugend, das so in der Schwebe zu halten. Beide hängen für ihn aber ab von Wissenschaft. Dieser dritte Faktor überlagert die alten Fronten. Recht scharf verwirft er daher eine für ihn falsche Praxis wie Theorie.Verworfen werden die bloß mechanischen, handwerklichen, buchstäblichen Praktiken inTheorie und Praxis, hier das bloße Handwerk, dort das leere Spiel,33 unbelebt, anschauungslos, doktrinär, starr.Vielleicht darf man hier die bekannte kantische Forderung nachklingen hören, Begriffe ohne Anschauung seien leer, Anschauungen ohne Begriffe blind.34 Diese Ablehnung mechanischer Praxis wie leererTheorie begründet Savigny nun nicht politisch oder sozial oder ökonomisch, etwa aus einem allgemeinen Nutzen vonWissenschaft oder aus dem Festhalten der Juristen als abgesonderter Stand, sondern aus dem höheren Zusammenhang und autonomem Zweck des Rechts: der Rechtsgewissheit und der Rechtstreue, d.h. derTreue zu einem nicht nur als Gesetz funktionierendenpositivenRecht.Am Kontrast der gewöhnlichen und der eigenen Ansicht von Recht und Methode erklärt er das 1820/21in der methodischen Pandekten-Einleitung so: Noch einmal: Ein Gegensatz vonTheorie und Praxis besteht hier nur in einem bestimmten Sinn: in Gesetzes- oder Buchstaben-Handwerk joach i m rücke rt 247 33 Zitiert bei Fn. 26. 34 I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, 2.a. 1787,Vorrede. 35 Vorlesung fol. 79v/80r, bei Mazzacane (Fn. 20) 197, s. u.Anhang 1. „Gewöhnlichste Ansicht – die sogenannte praktische – Erklärung: [Recht sei ein] Aggregat von Rechtsregeln, unmittelbar zu erlernen und gleichsam mechanisch anzuwenden möglich - was darin relles und nothwendiges liegt - [Aber] Unmöglichkeit, das Ziel so zu erreichen, gegründet in der stets neu sich erzeugenden Mannigfaltigkeit der Fälle, keineswegs in der bloßen Menge derselben, worüber man ja allmählich durchVermehrung der Regeln vermittels weiterer Erfahrung klar werden könnte - ? natürliche Gegenmittel? Wir müssen, anstatt der fertigen Regeln, vielmehr die Methode suchen, woraus auch die Regeln stets neu sich erzeugen …wir sollen der Entstehung der vorhandenen Regeln nachforschen, um so des in ihnen lebendig wohnenden Princips uns zu bemeistern … [Daher] Genetische oder historische Methode - ist die eigentlich praktische, nicht dieser entgegengesetzt … darum das zweckmäßige Studium das Römischen Rechts nothwendig ein Praktikum höherer Art …“35

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