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Allein dies könne „der Ausübung des Rechts eine edle und haltbare Grundlage geben.“ Gemeinsamer wissenschaftlicher Geist ist ihm entscheidend, darin wesensgleich sollen Theorie und Praxis sein, nur in Akzent und Durchführung unterschieden. Savigny bestimmt also das Positive an der Identitätsforderung nicht im Sinne bestimmter Inhalte, sondern vor allem qualitativ, methodisch: denn wissenschaftlicher Geist entscheidet, oder mit denWorten von1840, „die Art und Richtung des Denkens“.29 Die Konsequenzen dieser Forderung sind erheblich.1818/19benennt er dies ausdrücklich in der methodischen Einleitung seiner Pandektenvorlesung.30 Denn dieser Gegensatz von praktisch, materiell, Resultat zu historisch, wissenschaftlich, ganzes Werden, der in der Sache der von Praxis und historisch gewonnener Theorie ist, wie er es auch sonst formuliert hat, hat für Savigny Dieser Streit ist uns als Kodifikationsstreit wohlvertraut.32 Die allgemeinstenAnsichten unserer juristischenWissenschaft sind ihm danach Fragen wie Rechtsquellenlehre,Auslegung, Richterrolle, Methode usw. Worum geht es also bei alledem? Es geht um dasVerhältnis, die Rangfolge, die Hierarchie zwischenWissenschaft undTheorie undPraxis, die schon eingangs in der allgemeinen Redeweise von „praktisch“ und „höher“ zu sehen war. DenVorrang hat bei Savigny gewiss die richtige, selbst schon lebendige wissenschaftlicheTheorie. Sie kann und soll auch das praktische Geschäft veredeln und im Kern wissenschaftlich machen.Aber er denkt sich das nicht als Hierarchie zwischenTheorie und Praxis, sondern als ein harmonisches Zusammenwirken zweier re cht swi s s e n scha f t al s j ur i st i sch e dok t r i n 246 29 Systemi, 10 f., näher im Anhang 1-1840. 30 Bei Mazzacane (Fn. 20) fol. 78r/s.u, 195; s. u.Anhang 1-1818/19. 31 Bei Mazzacane, S. 195f., Hervorhebung hier. 32 Wohl sogar zu vertraut - eigentlich sind es mehrere Streitfragen, siehe J. Rückert, Thibaut - Savigny - Gans: Der Streit zwischen “historischer” und “philosophischer Rechtsschule”, in, Eduard Gans (1797-1839). Politischer Professor zwischen Restauration und Vormärz, hg. von R. Blänkner, G. Göhler und N.Waszek, Leipzig 2002, 247-311. „in derTat eine viel tiefer gehende Bedeutung. Er steht nämlich in enger Verbindung mit einem Streit über die allgemeinsten Ansichten unserer Wissenschaft, der in den lezten Jahren sehr lebhaft geführt worden ist …“31 i i i . wi s s e n scha f t al s ke rn de r th e or i e und p rax i s

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