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AndereWissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, haben nach Kirchmann ein Objekt, dass es aufgrund seiner statischen Gesetzmäßigkeiten den Wissenschaftlern erlaubt, eine transzendentale Wahrheit zu suchen und zu finden: So etwas ist im Bezug auf das Recht unmöglich.Wenn es erst einmal in der Begrifflichkeit der Rechtswissenschaft gefangen war, zeigte sich, dass es schon ein anderes geworden war. Kirchmann stellt sich daher die Frage, welche Auswirkungen dieVeränderlichkeit der Rechtsmaterie auf die Rechtswissenschaft habe: „Die Antwort kann auf diese Frage nicht zweifelhaft sein; dieWirkung muß eine höchst nachteilige sein“.7 Die Rechtswissenschaft liege deswegen nicht auf der gleichen Wellenlänge wie die Rechtsentwicklung, sondern komme immer zu spät und Die mangelnde Synchronisierung zwischen dem, sich im ständigen Wandel befindlichen, natürlichen Recht und der rechtswissenschaftlichen Begriffs- und Systembildung, führe dazu, dass die Rechtswissenschaft von historischen Trümmern überfrachtet und „dem Leben abgestorben“9 sei. Für den Rechtswissenschaftler wirke sich dies hinderlich auf die Bearbeitung der Rechtsmaterie aus. Neues konnte nicht seiner besonderen Eigenart entsprechende gestaltet werden, sondern musste alten Formen und Zusammenhängen angepasst werden: c la e s p ete r s on 217 6 Kirchmann, S. 22. 7 Kirchmann, S. 10. 8 Kirchmann, S. 11. 9 Vergl.Anselm Feuerbachs Kritik der historischen Schule in Thibaut und Savigny. Ihre programmatischen Schriften, Hrsg. Hans Hattenhauer,München1973, S.224. „In welcher Hoheit stehen dagegen die Naturwissenschaften da. Nur das Natürliche, das Ewige, das Nothwendige ist ihr Gegenstand; der kleinste Grashalm trägt diesen Stempel; jedes Geschöpf ist wahr, stimmt mit sich selbst, und dieWillkür vermag es derWissenschaft nich zu verfälschen“.6 „Sonne, Mond und Sterne scheinen heute wie vor Jahrhunderten; die Rose blüht heute noch so wie im Paradies; das Recht aber ist seitdem ein anderes geworden“. „Sie gleicht demWanderer in derWüste. Die blühenden Gärten, die wogenden Seen hat er vor sich, er wandert den ganzen Tag, und am Abend sind sie ihm noch so fern wie am Morgen“.8

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