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ebenfalls gegen Nestorius und Eutyches verteidigt61, den Geist der justinianischen, sich zumeist in übernommenen Quellen aussprechenden Rechtsanthropologie zu beleuchten.62 Die individuelle menschliche Substanz erscheint durch diese Verknüpfung im Recht als ein kreatives zur Hervorbringung und Wahrung vernünftiger Ordnung befähigtesVermögen. Die skeptischeVorstellung, daß das Recht als ius humanumeine menschliche, von der menschlichenVernunft zu bewältigende Aufgabe ist63, wird nicht zurückgenommen, sondern weitergeführt und neu eingewurzelt. Für den sich auf die Gottheit berufenden Gesetzgeber Justinian bedeutet das, daß er im Hintergrund als die seine Gesetzgebung inspirierende Kraft den das Recht wollenden Schöpfergott, den institutor, in das geistige Blickfeld treten lassen kann.64 Für den Rechtsgeltungswillen der Privatpero k k o b e h r e n d s 52 61 CJ 1, 1, 6 §§ 7 und 8 (a. 533). 62 Vgl. dazu bereits meinen Beitrag “Der römischeWeg zur Subjektivität” (oben Anm. 51) S. 244-248, insbesondere zu dem in dieser Anthropologie liegenden Bekenntnis zur menschlichen Freiheit. 63 Vgl. die klassische das ius humanumisolierende ratio iuris Cicero, partitiones oratoriae 37, 129 f. und den oben Anm. 36 zitierten Aufsatz “Der Ort des Ius divinum”, S. 557-585. 64 Die Synonymie von institutor und conditor findet sich in besonders prägnanterWeise bei dem für die Trinitätslehre so wichtigen (vgl. oben Anm. 52) Tertullian, De spectaculis I (4) natura suggerit, deum esse universitatis conditorem eamque universitatem tam bonam quam homini mancipatam (die Natur gibt zu verstehen, daß Gott der Schöpfer der Welt ist, und zwar eine ebenso guten wie dem Menschen ausgeliefertenWelt). Das letztere bedeutet, da der Mensch, obschon Geschöpf und Abbild Gottes (I (10): non tantum opus dei, sed etiam imago) frei ist, auch zum Bösen frei Persona est naturae rationalis individua substantia (Die Person ist die unteilbare Substanz einer vernünftigen Natur.) Boethius, Contra Eutychen et Nestorium, In: Opuscula theologica De consolatione philosophiae (2000) ed. C. Moreschini p. 214 (cf. 219/220). = Migne, Patrolog. Lat. 65, 134 Persona vero hominis est substantia rationalis individua suis proprietatibus consubstantialibus su ceteris egregata. (Die Person des Menschen aber ist eine unteilbare vernünftige Substanz, durch ihre Besonderheit von anderen Mitsubstanzen getrennt.) Cassiodor, Expositio in Psalterium ps.VII Migne, Patrolog. Lat. 70, 66

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