ses ausdifferenzierte Bild die Biographie der menschlichen Person als Ausfüllung einer Rolle, die auf den drei Zeitstufen durch Handeln, Leiden und Sprechen unter verschiedensten, zugefallenen oder erworbenen, natürlichen und zivilisatorischen Bedingungen ausgefüllt wird. Daher ist die Zentralstellung des Wortes persona/πρόσωπον bewußt. Das Wort bezeichnet bekanntlich eigentlich die Maske und wurde von der Skepsis bewußt auf das individuelle Unterscheidbarkeit erzeugende menschliche Antlitz übertragen. Historisch war diese Anthropologie der Gegenentwurf gegen das Menschenbild der Stoa, das an eine dynamisch-sprituelle Natur glaubte, mit dem sich der Mensch vom ersten, ihn beseelenden Atemzug an in Beziehung setzt, und zwar im Idealbild desWeisen theoretisch bis hin zur vollen Homogenisierung und Synchronisierung mit der überall wirkenden Allvernunft. In dieser Weltdeutung ist auch das differenzierte Recht, das diese Natur hervorgebracht hat, etwas, mit dem der Menschen der Gegenwart des Göttlichen begegnete. Wer der Kopf war, der gegenüber der mächtigen Spekulation des Stoa das skeptische Gegenbild entwarf, ist im übrigen in der Überlieferung klar erkennbar. Es war Carneades, bei dessen Enkelschüler Philon von Larisa Cicero und Servius in Rom gehört haben, und der als Philosoph froh zugab, daß es ihn nicht gegeben hätte, wenn es nicht den von ihm systematisch bekämpften Chrysipp gegeben hätte, ohne dessen schriftstellerischen Fleiß es nach einem bekannten Spruch wiederum die Stoa nicht gegeben hätte.58 d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 49 zum Ediktssystem ist unverkennbar (siehe auch oben Anm. 54). Denn es ist diese Person, deren natürlichen Güter in den Strukturen der institutio aequitatis oder civilis aequitas geschützt sind und derenVerhalten entweder strukturierte Reaktionen innerhalb der institutio aequitatis auslöst (insbesondere Obligationen) oder als naturali aequitate bewertetes factum Gegenstand eines magistratischen Rechtsmittels wird. 58 Vgl. Diogenes Laertes IV, 62 (zu dem Spruch über Karneades) undVII, 183 (zu dem über Chrysipp). Die Ergebnisse der kritischen Durcharbeit hat der Schüler des (selbst nicht schreibenden) Kleitomachos in seinen mehr als 400 Büchern publiziert (aaO IV 67). Dadurch galt Kleitomachos, der mit 40 Jahren aus Karthago zu Karneades kam, als Begründer der “dialektischen” Schule unter den zehn, zu den zu “ethischen”
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