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Justinianus im ersten de summa trinitate rell. überschriebenen Titel des ersten Buches des Codex Justinianus. Erik Peterson hat in einer grundlegenden Studie herausgearbeitet, daß der Trinitätslehre in der Geschichte des christlichen Kaiserreiches eine eminente politische Bedeutung zukam, nämlich als Zerstörerin desVersuchs, zwischen christlichem Monotheismus und Imperium Romanum eine innere, die weltliche Macht divinisierendenVerbindung herzustellen, wie er inbesondere von arianischer Seite mit einigem Erfolgen unternommen worden sei.46 Diese Erkenntnisse47 erlauben das Spezifische an Justinians Konzeption zu erkennen. Justinians sich auf dieTrinität berufene Kodifikationsidee - das ist entscheidend - gilt nicht einer beherrschten, sondern einer geistig geordneten Welt. Was der Gesetzgeber in ihr bewirkt, verwirklicht nicht dessen freies Gutdünken, sondern die in der Welt vorhandenen geistigen Ordnungspotentiale. Dadurch verfließt auch der Unterschied zwischen christlicher und vorchristlicher Zeit, so daß Justinian auch die von ihm übernommenen o k k o b e h r e n d s 44 Constitutio Deo auctore pr omnem spem ad solam referamus summae providentiam trinitatis: unde et mundi totius elementa processerunt et eorum dispositio in orbem terrarum producta est (‘alle Hoffnung richten wir allein auf dieVorsehung der allerhöchsten Trinität; von ihren stammen die Bausteine der ganzen Welt und von ihr ist deren Anordnung im Erdkreis ausgegangen’). 46 Der Monotheismus als politisches Problem. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen Theologie im Imperium Romanum, Leipzig 1935. Ziel des mutigenWerkes war es nicht zuletzt, am historischen Scheitern der politischen Theologie in Rom, gegenüber Carl Schmitts Schrift, Politische Theologie (1922) die theologische Unmöglichkeit einer politischen Theologie überhaupt nachzuweisen:Vgl. S. 158.Vgl. zur Kennzeichnung der arianischen Position insbesondere S. 94 ff. So überzeugend der Beweis für die Machttheorie geführt ist, daß (S.99) “die Lehre von der göttlichen Monarchie am trinitarischen Dogma” scheitern mußte, so sind doch, wenn man auf Justinians Kodifikation blickt, Vorbehalte am Platz, wenn Peterson daraus den Schluß zu ziehen scheint, daß die trinitarische Theologie im römischen Reich keinerlei “politische”, d. h. in die Rechtsordnung hineinwirkende, Bedeutung gehabt habe. 47 Vgl. die Zusammenfassung bei EricVoegelin, The New Science of Politics.An Introduction (1952, paperback edition 1987) p 104 ff..

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