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Den anschaulichsten Ausdruck hat die sich hier manifestierende organologische Betrachtungsweise eines Gemeinwesens in der Überlieferung in der Geschichte des Menenius Agrippa, die dieser nach der Legende mit so großem Erfolg den vom Gemeinwesen sezedierten Plebejern erzählt haben soll. d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 25 Doppelung “iuris consensus et utilitatis communione” Ciceros. Das erste Glied dürfte jeweils für die Willensstrukturen des Rechts stehen, welche die territoriale civitas selbst und die strikten Privatrechte ermöglichte, das zweite Glied für die durch das insofern als sozialpflichtig gedachte Zusammenleben bewegten Güter.Vgl. Cicero, de officiis I 7, 22; de re publica I 4, 8 und unten Anm. 16. L IVIUS II 32, 9 tempore quo in homine non ut nunc omnia in unum consentiant, sed singulis membris suum cuique consilium, suus sermo fuerit, indignatas reliquas partes sua cura, suo labore ac ministerio ventri omnia quaeri, ventrem in medio quietum nihil aliud quam datis voluptatibus frui; conspirasse inde ne manus ad os cibum ferret, nec os acciperet datum, nec dentes quae acciperent conficerent. hac ira, dum ventrem fame domare vellent, ipsa una membra totumque corpus ad extremam tabem venisse. inde apparuisse ventris quoque haud segne ministerium esse, nec magis ali quam alere eum, reddentem in omnes corporis partes hunc quo vivimus vigemusque, divisum pariter in venas maturum confecto cibo sanguinem. Comparando hinc quam intestina corporis seditio similis esse irae plebis in patres, flexisse mentes hominum. (Zu einer Zeit, in der im Menschen nicht wie jetzt alleTeile zusammenstimmten, sondern ein jedes einzelne Körperglied einen eigenen Sinn und eine eigene Sprache hatte, hätten sich die übrigen Teile des Körpers darüber entrüstet, daß ihr mühevoller und arbeitsreicher Dienst alles dem Magen verschaffe, der Magen aber selbst ruhig in der Mitte nichts anderes täte als die ihm gewährten Freuden zu genießen; sie hätten sich daher verschworen, daß die Hand nicht mehr die Speise zum Mund führen, daß der Mund das Angebotene nicht mehr annehmen und die Zähne nicht mehr zerkauen würden, was sie empfingen. Durch diesen Zornausbruch sei, während sie den Magen durch Hunger zähmen wollten, jedes einzelne Glied und der ganze Körper einer extremen Auszehrung verfallen. Dadurch sei deutlich geworden, daß auch der Magen in seinem Dienst keineswegs träge sei und nicht mehr Nahrung empfange als gewähre, wenn er allen Körperteilen das, wovon wir leben und kräftig sind, gewährt, indem er das Blut, kaum ist es aus der verdauten Speise gewonnen, gleichmäßig auf die Adern verteilt. Indem Menenius auf dieseWeise vor Augen rückte, wie der innere Aufruhr des Körper dem Zorn der Plebejer gegen die Patrizier ähnlich sei, habe er die Gemüter der Menschen umgestimmt.)

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