d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 225 Aus den Motiven geht hervor, dass das Gesetzeskomitee mit seinem Entwurf eine rechtlicheVeränderung erreichen wollte, die radikal war. Es handelte sich also nicht um eine schrittweiseVeränderung, sondern das Ziel war vielmehr eine momentane oder sogar revolutionäre Umgestaltung des Rechts, oder wie es das Gesetzeskomitee selber in diesem Zusammenhang ausdrückte: Die mehr oder weniger programmatische Erklärung des Gesetzeskomitees bringt gut die Kodifikationsdoktrin der Aufklärung und Thibauts zum Ausdruck. Sicherlich betonte das Komitee, dass man in der Gesetzgebung nicht allen möglichen Fällen vorgreifen könnte, aber in Übereinstimmung mit Jeremy Benthams Kodifikationsprogramm sollte man zur Unterstützung des Richters durch einen konsequent systematischen Aufbau des Gesetzestextes die “Arten” der Fälle vorhersehen können.“I acknowledge that it is not possible, to foresee them individually, but they may be foreseen in their species”. Die Lösung lag in dem, was man eine synthetische Gesetzschreibungstechnik zu nennen pflegt.Wenn der Richter mit einem ungeregelten Fall konfrontiert wird, soll er, gemäß dem Gesetzeskomitee, auf den systematischen Zusammenhang des Gesetzes zurückgreifen können: i i i . di e schwedi sche juri sten und de r entwurf de s z ivi lge setzbuche s “Da die Denkensweisen sich so verändert haben, dass ein älteres Gesetzessystem nicht mehr den Anspruch desVolkes auf Recht und Achtung für dessen Menschenwürde erfüllen kann, muss dieses System in seiner Gesamtheit abgeschafft werden. Stillstehen ist gefährlich, und das Flickwerk reicht nicht. Einheit und Zusammenhang zwischen den einzelnen Bestimmungen sind Forderungen, welchen nicht nachgegeben werden kann, wo es sich um das Stiften von gutem Gesetz handelt. Aber es ist nicht möglich, von Bestimmungen, die von unterschiedlichen Begriffen und Gesellschaftsbedürfnissen aus verschiedenen Zeiten ausgehen, ein Ganzes zusammzuflicken, welches möglicherweise diesen Forderungen nachkommen können soll.” “Wo es (d.h. das Gesetz) schweigt, soll der Richter sprechen, denn die
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