d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 129 gion zu motivieren. Jemand, der neben einem Wohlgenährten Hungers stirbt, vermag das nicht zu akzeptieren, wenn da nicht die Religion wäre, die ihm sagt:‘Gott will es so. Es muss auf der Welt Arme und Reiche geben.Aber später, in der Ewigkeit wird es anders sein’.Und dann ist die Regierung vor dem Klerus nicht sicher, wenn sie dessen nicht Herr ist. Ihr Metaphysiker befindet Euch in einem großen Irrtum.. ..., wie überhaupt alle Politiker. Die denken, man soll die Priester links liegen lassen, sie in Ruhe lassen, solange sie sich nicht rühren, und einsperren, wenn sie Unruhe stiften. Da könnte man genauso gut sagen: Die Leute da mit den brennenden Fackeln an Ihrem Haus, lassen Sie ruhig. Sperren Sie sie erst ein, wenn sie es in Brand gesteckt haben.’ Der Klerus muss .....vom Staat besoldet werden..... Man sollte das Gehalt nach der Anzahl der Gläubigen bemessen ...”. Und anderswo weiter: “Jeder wird einmal geboren und muss wieder sterben, und viele heiraten: da haben wir drei Bereiche, wo die kirchlichen Krämer aus dem vollen schöpfen! Das stößt mich ab, das möchte ich abschaffen!”41 Die Übereinstimmung zwischen Napoleon und Portalis, von der oben die Rede war, ist für unsereArgumentation in dem Sinn von Interesse, dass gewißermassen eine objektiveVerwandschaft in erster Instanz angenommen werden könnte zwischen den Ansätzen von Portalis und denen vonTocqueville: insbesondere, was das postumeWerk (De l’usage et de l’abus de l’esprit philosophique durant le XVIIIe siècle: 1820) des ersten anbelangt,“das als Summe seines Denken gelten darf und zugleich auch als Vorwegnahme der tocquevillianischen Perspektiven über die philosophische Methode und die Entwicklungen der Mentalitäten des demokratischen Menschen in dem ersten Teil seiner Schrift zu “De la démocratie en Amérique” von 1840”.42 Nun gut; um so auffälliger klingt also die Auseinandersetzung, sogar der radikale Dissenz vonTocqueville in einem Punkt, der sich als wesentlich 41 Ebenda , S. 95. 42 S. A. Antoine, a. a. O. , S. 382 (Anm.7).
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