Moderne, “l’essence de la modernité” und stellt seinen Beitrag deswegen scharf ein auf den widersprüchlichen historischen Streit, “contentieux”, zwischen Christentum und demokratischer Zivilisation. In aller Kürze:Tocqueville, der sich bemerkenswerter Weise als “incroyant” erklärt, gelangt zu dem Schluss, dass die christliche Religion “converge fondamentalment avec les principes de la société moderne”, oder besser, der Ordnung der historischen Ursachen folgend, dass “la democratie a des affinités profondes avec le christianisme, puisque ses principaux concepts fondateurs y trouvent leur origine”,19 nämlich die modernen Grundsätzen von liberté, egalité und fraternité. Eine derartige augustinisch-pascalianische Auslegungsposition wird anlässlich dieser geplanten Arbeit gerade in einem sehr bedeutenden Briefwechsel mit Gobineau durchdacht und vollständig präzisiert. Vermutlich eben weil Gobineau die diametrial entgengesetze Deutung unterstützt, die die Modernität als ganz tiefen und mit Eifer verfolgten Bruch mit der religiösen Welt, insbesondere mit dem Christentum, interpretiert und versteht. Der “eigentliche Schöpfungsakt der Moderne besteht also demnach in der vollständigen und bewussten ‘Scheidung’ der Beziehungen der Menschen unter einander, von jener, die möglicherweise den Mensch an Gott binden”.20 Nunmehr und auf alle Fälle:“ce qu’on croit pour la vie future n’engage en rien ce qu’on fait ou doit faire pour la vie présente... On ne veut plus avoir égard qu’à ce qu’on voit, qu’a ce qu’on touche, et on a appris par l’expérience et le long frottement des idées que les vertus n’étaient point le patrimoine d’une opinion religieuse au détriment des autres ».21 p ao l o ca p p e l l i n i 122 19 Wir schliessen hier weiterhin an den Gedankengang an, aus dem ,unserer Meinung nach, bahnbrechendenWerk von Agnès Antoine, L’Impensé de la Démocratie.Tocqueville la citoyenneté et la religion, Fayard, Paris 2003; dortselbst auch die Zitate von Tocqueville und Gobineau (vgl.S.177 f.). s.auch D. Menozzi, La Chiesa cattolica e la secolarizzazione, Einaudi,Torino 1993. 20 Ebenda, S.181. 21 Ebenda,S.185-187.Vgl. I. Fetscher, Max Horkheimer. Zu seinem70.Geburtstag in: FAZ 13.2.1965 (“Endlich aber muss sich alle ‘Aufklärung’ jener Dialektik bewusst
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