Systematik, im umbruch 71 handeln, wobei ich ein vereinfachtes dreistufiges Modell anwende. Die erste Stufe ist der ontologische Standpunkt (1.), die zweite der Kantische (2.), und die dritte Stufe ist der der Savignyischen Auffassung zugrundeliegende objektive Idealismus (3.)- 1.1 Die Ontologie Die Ontologie ist eine der Grunddisziplinen der Philosophie.*^ Sie nimmt an, dab es einen festen Grund fur menschliche Kenntnisse gibt. Dieser Grund liegt imObjekt, das heifit im Gegenstand der menschlichen Betrachtung. Eine ontologische (oder objektivistische) Haltung geht von der Existenz eines vom menschlichen Denken unabhängigen und unverfiigbaren Seins aus. Aus ihr folgt eine polare Denkweise. Bei Platon (427—347 v. Ghr.) ist bespielsweise das wahre Sein das Sein in der Welt der Idee. Diese Welt steht hinter der Welt der Erscheinungen. Was das menschliche BewuBtsein tatsächlich erfährt, ist nur Erscheinung der absoluten Ideen. Eine ontologische Rechtsphilosophie beruht dementsprechend auf der Vorstellung der Existenz eines von menschlichem Denken unabhängigen Rechts. Das wichtigste Beispiel hierfiir ist die naturrechtliche Auffassung: „Die Naturrechtslehre ist letzten Endes immer Rechtsontologie“Der Naturrechtler nimmt an, dal^ das Recht grundsätzlich nicht eine (willkiirliche) menschliche Schöpfung ist; das Recht ist eher eine natiirliche Ordnung, die jedem menschlichen Zusammenleben schon urspriinglich eine notwendige und unveränderliche Struktur gegeben hat. Ferner können auch andere Rechtsauffassungen - insoweit sie dem Recht einen absoluten, unabhängigen Charakter zumessen - ontologisch sein. 1.2 Subjektivismus. Kants kopernikanische Wende In der Ontologie herrscht „die Objektivität“. Ihr Gegenpol, das Subjekt, das menschliche Bewufitsein, spielt eine untergeordnete Rolle. Im Gegensatz zur Ontologie betont ihre philosophische Verneinung stattdessen das Subjekt. Die subjektivistische Philosophie sieht den Grund menschlicher Kenntnis im menschlichen Bewulksein, imSubjekt. Fiir die Errungenschaften subjektivistischer Philosophie ist die Lehre Immanuel Kants (1724-1804) von maEgeblicher Bedeutung. Laut Kant gibt es fiir den menschlichen Verstand keinen Weg zum Objekt. Sichere, allgemeingiiltige, a priorische Erkenntnisse sind, so Kant, nur in der Mathematik, in der reinen formalen Logik möglich.*^^ AuBerhalb der mathematisch betriebenen Naturwissenschaften verneint er allgeSiehe hicrzu Kaufmann, Arthur/H.isscmer, Winfried (Hg.), Einfiihrung in Rechtsphilosophic und Rcclitsthcoric der Gcgenwart, Heidelberg 1994, S. 13 ff. Kaufmann, a.a.O., S. 14. Siehe hier/.u Kaufman, a.a.O., S. 68 ff.
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