Der „Individualismus“ gegen das Individuum Mensch‘, welche Wichtigkeit hat sein Willen und seine konkrete Aktivität während er sich selbst und das Leben, das er lebt, erschafft, wollen wir in Wirklichkeit sagen; ,Ist der Katholizismus eine exakte Konzeption des Menschen und des Lebens? Wenn wir Katholiken sind, d.h. wenn wir aus dem Katholizismus eine Lebensnormmachen, machen wir damit etwas Richtiges oder etwas Falsches?‘“ Mit Gramsci können wir dazu sagen, dal^ die Frage, die wir bis an diesem Punkt entwickelt haben, im Grunde tatsächlich eine religiöse Frage ist (und darum theologisch-juristisch, da individuelle Freiheit und Staat, wenn sie ernsthaft gelebt werden, Theologien sind, oder vielleicht besser Religionsformen); andererseits, obwohl wir die absolute Klarheit des Ansatzes fiir das Problemdes ,modemen' nicht aberkennen wollen und unter Berucksichtigung der durch eine anakronistische Projektion entstandenen geschichtlichen Verwirrungder Sätze: „Vom,philosophischen‘ Standpunkt aus ist, was imKatholizismus nicht befriedigt, die Tatsache, dal^ er, trotzallem, die Ursache des Schlechten imals Individuum verstandenen Menschen sieht, d.h. er konzepiert den Menschen als klar definiertes und abgegrenztes Individuum" und „Alle bisher existierenden Philosophien, kann man sagen, reproduzieren diese Position des Katholizismus, d.h. sie konzepieren den Menschen als Individuum eingegrenzt von seiner Individualität und vom Geist als Individualität: iiber diesen Punkt mul^ man das Konzept des Menschen reformieren", ist gegen Gramsci zu sagen, dab die Ruckfuhrung der These „Das Individuum ist das Schlechte", auf den Katholizismus historisch falsch ist. Diese kann den Katholizismus in seiner ,modernen' Version betreffen, soweit er dem Prozess der Annäherung an idealistische Gedankenpositionen verpflichtet ist, de facto ist sie aber jenem Immanentismus eigen, von dem Gramsci selbst zumindest teilweise herstammt („man vergilk das erste Diktat des moralischen Bewulkseins, das die Demiitigung der Egoismen einschärft, was heilJen will die Ahlehnung des hesonderen Individunrns in einemhöheren und weiteren SelbstbewuBtsein ... dort, wo man Person nur wird, wenn man sich opfert, indem man die verschieden Schichten von Schuppen verbrennt, die sich um den Einzelnen sammeln und aus ihm eine Monade ohne Fenster machen" (G. Gentile); „Damit die Liebe tatsächlich eine solche sei, darf sie nicht Gesetz werden und sich nicht mit dem Wert identfizieren. Aber damit dies niöglich sei, mub man auf jedwede Hypostase des Subjektes verzichten und imGegenteil in der subjektiven Instanz die einzige Bedeutung anerkennen, die man demSchlechten geben kann. Das Subjekt als Schlechtes" (U.Spirito). Aber wie wir gesehen haben, ist diese Idee auch geschichtlich produktiv, weil sie ,das' Problem des Abenteuers des Individuums in der modernen Epoche anzeigt, die dessen Gipfel und Rechte in der höchsten Art und Weise proklamiert (die Modermtätsmodelle, die in der Struktur „Erklärung der Rechte’ gipfeln, welche heute oft verstoBen werden, aber nach unserer Meinung an einem Punkt ohne Wiederkehr angekommen sind und iiberholt werden können, aber nicht mehr zuriickgedrängt). 25
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