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Dkr „lNniviDUALiSMUs“ gkgen das Individuum - mit clcn „individHs-dans-le-monde“ aufbaut, angefangen von der Betraehtung, dab die Feststellung des unendlichen Wertes des Individuums gleichzeitig die Erniedrigung, die Entwertung der Welt als solcher bedingt. Der religiöse (christliche) Subjektivismus cnthält so eine merkwiirdige Mischung aus Radikalismus und Konservatismus, da er eine ,geordnete‘ Dychotomie aufbaut; die Weltordnung wird relativiert, da sie absoluten Werten untergeordnet ist und der auBer-weltliche Individualismus umschliebt, als der weitere der zwei konzentrischen Kreise, Dankbarkeit und Gehorsamkeit, die allerdings stets von der Macht dieser Welt kondizioniert sind: das weltliche Leben ist immer, da es Antithesis ist, einem andauernden ,Druck‘ seitens der primären Referenz an das Göttliehe ausgesetzt, odcr der (,auBergewöhnliehe‘) ,Individualismus-auberhalb-der-Welt‘ neigt dazu den ,normalen' Holismus des sozialen Lebens unterzuordnen - ohne ihn freilich strukturell vollkommen annulieren zu können (oder wollen). Diese Geschichte, die sich unseremBlick weitgchend entzicht, ware eben geradc die Geschichte davon, wic jener oberste Wert scinen Druck auf das weltliche Element, das er ein- und umschlielst, ausiibt. Der ,Mythos‘ ciner modernen Zäsur in dieser Geschichte ware dann im Gegentcil durch die Feststellung gegcben, dal? das Feld gegenseitiger Spannnungen sich zwischenzeitlich vcreinigt habc und das das Individuum-auBerhalb-der-Wclt definitiv zum ,modernen' Individuum-in-dcr-Welt geworden sei, wobci es den weltlichen Holismus v'om Horizont der sozialcn Vorstellungswclt vcrschwinden lälk. Dies heilk, in der Substanz, daB das Feld der modcrncn sozialcn und, vcrgessen wir das nicht, juristischcn Darstellung inzwischen vollständig von der Doktrin der Menschcnrechte beherrscht ist, wobci die konfliktreiche Dialektik zwischcn Individuum- dem einfachen cinzelnen Subjekt - und Pcrsönlichkeit, die sich in einen ,normalen' sozialcn Prozess einftigt, wclche die möderne westliche Rechtstradition ohne Anzcichen beginnender Schwäche vorantreibt, völlig vernachlässigt wird. In Wirklichkeit, wie bereits angedeutet, sieht man das empirische Individuum- jenscits seiner auBcrweltlichen und profetischen Funktion in der Rolle des Anakoreten, sei es als Teil ciner von der Welt getrennten Gcmcinschaft, sci es als ,Reformator' oder Häretiker - schon im einhcitlichcn Bewulksein der mittelalterlichen Anthropologic unter einemsozialjuristischen Profil, das einer „convinzione crescente, c sempre piu ferma e fondata ... di un primato delPordine universale; un primato che si impone in forza della pcrfezione del tutto (una riconferma che anche la nuova socictä cristiana non cessa di riproporre Polismo, seppure trasformato, come suo referente) rispetto alPimperfczione d’ogni singola individualitä {Nulla autemparsperfeeta est a suo toto scparata)“ (P. Grossi), untergeordnet ist. Aber es wäre vielleicht mehr als verfriiht nun zu glauben, dal.^ eine solche „diffidenza per il singolo, realtä precaria e impcrfetta, che apparc come scardinata dalla natura delle cose“, wie durch einen Zauber aus der sozialcn Mentalität (jenseits allcr sehr mcthodologischen und oft nur eine 5

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