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Jan Schrc)der schen Ordnung der locP^; erst urn 1550 tauchen dann erstmals Vorschläge im Sinne der methodus universalis und particularis auf (bei Antonius Massa^^). Vor demHintergrund solcher Ordnungsleistungen mul^ man diese Methoden sehen. Sie sind nicht ein isoliertes Phänomen der 'wissenschaftlichen Welt, sondern stehen im Kontext der vielen Ordnungsversuche des 16. Jahrhunderts und sind unter ihnen nur der höchstentwickelte. Ja, sogar im politischen Bereich finden sich kongruente Erscheinungen, indem bekanntlich die Landesherren gerade im 16. Jh. zunehmend durch Gesetze (Polizei- und Landesordnungen) ihre Gemeinwesen zu ordnen versuchen-'*^. Die Frage ist also so zu stellen: warumdieses ganz universale Ordnungsbediirfnis im 16. Jahrhundert auftrat. Im Grunde handelt es sich um einen (ersten?) groBen Säkularisierungsschub imZeitalter der Reformation, umVersuche, die Weltordnungnicht mehr als vorgegeben zu nehmen, sondern selbst zu gestalten-^'^. Sicherlich spielt auch ein verändertes Zeitgefiihl eine Roller es gibt viele Belege dafiir, daB man um 1500 die „Geschwindigkeit“ der Zeit ganz anders empfindet als vorher und sich bemuht, sie besser zu nutzen^°. Wichtig ist wohl auch die Erfindung des Buchdrucks. Was man friiher muhsammemorieren mufite, um es verfugbar zu haben, konnte man nun gedruckt mit sich herumtragen; aber dazu mulke das Gedruckte eben auch geordnet und leicht zugänglich sein. Jedenfalls kann man die Entwicklung nur verstehen, wenn man sie in ihrer vollen Breite ins Auge fafit, als ein Phänomen, das ganz grundsätzlich den Habitus der Neuzeit bestimmt. 202 Christoph Hegendorphinus: Epitome tvrocinii iuris civilis (erstmals 1529), in; Clarissimorum et praestantissimorum iurisconsultorum ... Tractatus (Fn. 15), S. 148 ft. (185 ft.); Franz Erosc/7:Isagoge in iuris civilis studium(1533), inJohannes Winkel (Hrsg.): Varia opuscula de exercitatione iurisconsultorum, Stral?burg 1553, S. 275 ff. (436 ff.). Antonius Åfassa: De exercitatione iurisperitorumhbri III, inJ. Winkel (Fn. 56), S. 20C f. Vgl. etwa W. Brauneder. Landesordnungen, in: HRG (Fn. 1) II (1978), Sp. 1405 ff. (bes. 1407 f.). Zum ganz anderen Ordnungsbegriff des Mittelalters vgl. Paolo Grossi: L’ ordinc giuridico medievale, Rom-Bari 1995, S. 82 f., auch U. Dierse: Ordnung (III. 1), in: Histor. Worterbuch der Philosophie, hrsg. v. JoachimRitter u. Karlfried Griinder, 6 (1984), Sp. 1280 ff. (1283 f.). S. etwa Otto Herding: Humanistische Friedensideen am Beispiel zweier „Friedensklagen“, in ders./ Robert Stupperich: Die Flumanisten in ihrer politischen und sozialen Umwelt (=Kommission fiir Humanismusforschung. Mitteilung 3), Boppard 1976, S. 7 ff. (8: „geschwinde laufte"). Vgl. auch Reinhart Koselleck: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1979, S. 20 f.

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