ZUR METHODENLEHRE IM EUROPÄISCHEN PRIVATRECHT 193 ähnliche Definitionen finden sich iiberall bei Philosophen undJuristen des 16. und 17. Jahrhunderts-^. 2. Diepartikularc Methode (Aristoteles’ vier analytische Fragen; Mclanchthons „ Methode des einfachen Themas“) a) Deutsche und französischeJuristen Unter denselben Aspekten ist auch die Diskussion des 16. Jahrhunderts urn die „partikulare“ Methode zu sehen. Es geht dabei, nachdem die Gesamtordnung einer Disziplin feststeht, urn die Frage, in welcher Ordnung nun die einzelnen Gegenstände, z.B. Rechtsinstitute wie der Vertrag oder auch nur: der Kaufvertrag, entwickelt und wie selbständige Traktate tiber solche Gegenstände aufgebaut werden sollen. Vor diesemProblemstanden die radikalen „Frelsystematiker“ des 16. Jahrhundert, wie Derrer und Connanus (später Althusius und Donellus), standen aber vor allem auch die Autoren, die zwar die Bucher- und Titelfolge der Institutionen, Pandekten und des Godex beibehielten, aber innerhalb der Titel einer selbstgewählten Ordnung folgten. Das sind in Deutschland Melchior Kling (1542) fur die Institutionen und Matthaus Wesenbeck (1563 und 1582) fiir die Pandekten und den Codex. Kling sagt 1542 zu seiner Methode-^: Etwas methodisch behandeln, bedeutet, es durch die dialektischen loci fiihren, nämlich definieren, dividieren, causae und Wirkungen darstellen, sowie „cognata“ und „pugnantia“. Dasselbe finden wir im Prinzip bei Wesenbeck3°, aber auch, wenn ich recht sehe, in fast alien Darstellungen zur juristischen Logik im 16. und friihen 17. Jahrhundert, nämlich bei Hegendorfinus (1534), Walther (1546), Vigelius (1573), Freigius (1582) und Stephani (1610)^'. EtwaJ. T. Frctgius (Fn. 12), S. 150: „Methodus est dianoea variorum axiomatum homogcncorum pro naturae suae claritate praepositorum** (im AnschluiJ an ramistische Definitionen); N. tiemmingius (Fn. 23), fol. A4r: „Methodus est via docendi certa cumratione"; Cornelius Valerius-. Tabulae totius Dialectices, Köln 1573, S. 73: „bene docendi ac discendi ratio*'; A. Planer (Fn. 23), S. 76: „ratio ac via ordine tradendi et docendi ipsa episteta". Als ein Instrument zur Findung von Wahrheiten wird die dihairetische Methode, soweit ich sehe, nirgends verstanden, wenn auch bei manchen Autoren der Methodenbegriff auiser dcr Ordnung auch noch die Erfindung der Erkenntnisse umfalk. Jacobus Zaharella: De methodis libri IV (1578), in ders.: Opera Logica, 3. Ausg. Köln 1597 (Ndr. Hildesheim 1966), Sp. 138 ft. unterscheidet wohl als erster Autor deutlich die Darstellungsmethode („ordo“ =„solumdisponit ea, quae tractanda sunt**) von der Erfindungsmethode („methodus** im engeren Sinne); auch er sieht aber die dihairetische Methode nicht als Erkenntnismittel an. Melchior Kling: Enarrationes in libros IV Institutionum(erstmals 1542), L\'on 1557, S. 2 (zu lib. 1, tit. 1, Nr. 5). Matthaus Vi’esenheck: Prolegomena de studio iuris recte constituendo (erstmals 1563), in ders.: Prolegomena iurisprudentiae. De finibus et ratione studiorum librisque iuris, Leipzig 1584, S. 81 ff. (101 f.). Christoph Hegendorphinus: Dialecticae legalis libri quinque, ad summos iuris apices consultissimi, Lyon 1534, S. 91 f.; Bernhard Walther: De dialectica ex iure libri tres, Niirnberg 1546, fol. b 4v und folgende; J. T. Freigius (Fn. 12), lib. 2, cap. 16, S. 150 ff.; N. Vigelius (Fn. 12), S. 9 ff.; Matthias Stephani: Dialcctica iuris exactissima et absolutissima ..., o.O. 1610, lib 1., cap. 22, S. 47.
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