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Jan Schröder und deren Teile bis zu den untersten deduziert babe und zwar so, dal5 alle Glieder passend zusammenhängen“i5. Dasselbc findet sich in theoretischenJuristenschriften: 1560 erscheint „De iuris arte“, des Johannes Corasius, Lehrer von Donellus in Toulouse. Corasius sagt: es gibt mehrere Methoden, aber fiir Gesamtdarstellungen der Rechtswissenschaft ist die dihairetische oder definitive geeigneter, nämlich gewinnbringender (“locupletius“)'^. Ahnlich äul^ert sich Franciscus Hotomanus in seiner „Dialektik“ von 1573'^. 190 c) Philosophen Die Option zugunsten der „dihairetischen“ Methode ist also, das können wir als erstes festhalten, eine iibernationale Erscheinung in der Rechtswissenschaft des 16. Jahrhunderts. Sie war aber dariiber hinaus auch ein „uberjuristisches“, diszipliniibergreifendes Phänomen, das sich auch in der Philosophie findet: 1515 erscheinen Rudolf Agricolas „De inventione dialectica libri tres“'*, die wohl die erste moderne Erörterung des Ordnungsproblems enthalten. Agricola sagt zur „Disposition“ einer Darstellung: Fiir den schriftlichen oder rniindlichen Vortrag kommt es zunächst auf den Zweck der Darstellung an. Beim Lehren der Kiinste ist es „das Ziel eines jeden Lehrenden ..., aus der Be- '5 Johannes Bodinus: Methodus ad facilem historiarumcognitionem(erstmals 1566). Amsterdam 1650 (Ndr. 1967), S. IX. Vgl. zu Bodins Methode auch etwa C. Vasoli (Fn. 7), S. 268, der ramistische Einfliisse sieht, aber nicht bedenkt, daB Ramus nur die alienJuristen vertraute Lehre Ciceros aufgreift; Julian H. Franklin: ]ea.n Bodin and the sixteenth-century revolution in the methodology of law and history, 1963 und (wenig ergiebig) D.R. Kelley (Fn. 7), VIII. Abhandl., S. 132 ff. - Eine Entscheidung zugunsten der dihairetischen Methode scheint mir auch in den AuBerungen von H. Donellus (Fn. 4), lib. 1, cap. 1, § 12, S. 12 (mit Cicero-Zitat: ars „quae doceret rem universam tribuere in partes ...“) zu liegen. Gegen sie spricht sich allerdings, freilich in wenig klarer Weise, Petrus Gregorius Tholosanus aus: De arte iuris et eius succincta distributione, in: Clarissimorumet praestantissimorumiurisconsultorum, tarn veterumquam recentium, varii utilissimi et diu multumque desiderati Tractatus ..., Köln 1585, 2. Teil, S. 120 f. (125 f.). Johannes Corasius: De iuris arte libellus, Lyon 1560, p. 1, cap. 7, S. 21 f. Zu Corasius’ Methode vgl. A. London fell (Fn. 7), der sich jedoch auf die Behandlung der „vier causae'* bei Corasius konzentriert. Fells Annahme (II, S. 162), Corasius habe als erster die alte Systematisierung nach der Legalordnung iiberwunden, ist im Hinblick auf Derrer, Lagus (beide von Fell nicht beriicksichtigt) und Connanus sicherlich unzutreffend. Franciscus Flotornanus: Dialecticae Institutionis libri III, o.O. 1573, lib. 2, cap. 1, S. 114-118. Hotman erlautert die dihairetische Methode mit dem bekannten Cicero- Zitat aus „De oratore", will ihr also möglicherweise in der Jurisprudenz den Vorzug geben. Eine eindeutige Zuordnung der Methoden zu bestimmten Disziplinen findet sich bei Hotman allerdings nicht. Ahnlich ders.: lurisconsultus, sive De optimo genere iuris interpretandi, Basel 1559, S. 64 ff. (70 f.). Das Werk ist schon 1479 entstanden. Moderne Ausgabe: Rudolf Agnco/^j: De inventione dialectica libri tres - Drei Bucher fiber die Inventio dialectica. Auf der Grundlage der Edition von Alardus von Amsterdam (1539) kritisch herausgegeben, iibersetzt und kommentiert von Lothar Mundt, Tubingen 1992. Zur Bedeutung von Agricolas Dialektik fiir die Logik und Wissenschaftstheorie des 16. Jahrhunderts s. etwa W. Ong (Fn. 6), S.95 ff.; Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft, Hamburg 1983, S. 6 ff.; spezieller zur Methodenlehre C. Vasoli (Fn. 7), S. 246 ff.

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