ZUR METHODENLEHRE IM EUROPÄLSCHEN PRIVATRECHT 187 rechten Ordnung und Darstellung einer Disziplin und ihrer Teile^. Sie bildct ein neues Lehrstiick imRahmen der Logik und wird als Methodenlehre imengeren Sinn bezcichnet. Ich möchte nun im crsten Teil meines Vortrags diese neuen Methoden beschreiben und zeigen, dal^ es sich bei ihnen umein supranationales juristisches und sogar umein suprajuristisches Phänomen gehandelt hat. Dabei werde ich mich auf einen Vergleich der deutschen und der französischen Rechtswissenschaft beschranken und eine Ubersicht der Tendenzen in der Philosophie zu geben versuchen. Imzweiten Teil möchte ich danach fragen, wie es zu diesem Phänomen einer iibernationalen und fachubergreifenden Methode kommt. In der vorliegenden rechtshistorischen Literatur sind die Auskiinfte zu diesen Punkten, mit Verlaub gesagt, ziemlich unbefriedigend. Man iibersieht schon, daft es sich nicht umeine, sondern um mehrere - mindestens zwei - neue Methoden handelt und man kennt ihre antiken und friihneuzeitlichen philosophischen Quellen nur ganz oberflächlich^. Auf dieser Basis kann dann naturlich auch die Frage nach den Griinden nicht brauchbar beantwortet werden. So besteht immer noch vereinzelt die, m.E. falsche, Vorstellung, die systematische ^ So enthält etwa die eintlui^rcichstc mittclalterliche Logik, die „Summulae logicales“ des Petrus Hispanus (moderne Ausgabe: Peter of Spain [Petrus Hispanus Portugalensis]: Tractatus, called afterwards Summule logicalis, hrsg. v. L. M. de Rijk, Assen 1972) keinen besonderen Abschnitt fiber die Ordnung der Teile einer Dis7.iplin; das Wort „Methode“ kommt dort nur einmal vor: „Dialctica est ars ad omnium methodorum principia viam habens" (S. 1 der Ausg. von de zum Methodenbegriff des Mittelalters und zur Entwicklung der Methodenlehren des 16. Jahrhunderts Walter]. Ong: Ramus. Method and the decay of dialogue, Cambridge, Massachusetts 1958, S. 225 ff.; Neal W. Gilbert: Renaissance concepts of method. New York 1960, besonders S. 39 ff., 119 ff. ; Cesare Vasoli: La dialettica umanistica e la metodologia giuridica nel secolo XVI, in: La formazione storica del diritto moderno in Europa (=Atti del terzo congresso internazionale della societ.f Italiana di storia del diritto), I, Florenz 1977, S. 237 ff. ^ Die ausfuhrlichste deutsche Darstellung 1st immer noch Roderich Stintzings: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 1. Abt., Mfinchen und l.eipzig 1880 (S. 139 ff. und öfter); ferner H. E. Troje (En. 1), S. 741 ff. Vgl. weiterhin etwa Francisco Carpintero: „Mos italicus", „mos gallicus" y el Humanismo racionalista. Una contribucion a la historia de la metodologia juridica, in: lus Commune 6 (1977), S. 108 ff.; Cesare Vasoli: La dialettica umanistica e la metodologia giuridica nel secolo XVI, in: La formazionc storica del diritto moderno in Europa (=Atti del terzo congresso internazionale della societa Italiana di storia del diritto), I, Florenz 1977, S. 237 ff.; Donald R. Kelley: The human measure. Social thought in the western legal tradition, Cambridge, Massachusetts etc. 1990, S. 209 ff.; A. London Fell: Origins of Legislative Sovereignty and the Legislative State. Vol. I: Corasius and the Renaissance Svstematization of Roman Law, Königstein und Cambridge/Mass. 1983, S. 48 ff., Vol. II: Classical, Medieval and Renaissance Foundations of Corasius’ Systematic Methodology, Königstein und Cambridge/Mass. 1983, S. 162 ff. und - relativ am ergiebigsten - Vincenzo Piano Mortari: Dialettica e giurisprudenza. Studio sui trattati di dialettica della prima meta del sec. XVI (1957), wieder in tiers.: Diritto, logica, metodo nel secolo XVI, Neapel 1978, S. 117 ff., besonders 231-251. In keiner dieser Darstellungen wird aber klar zwischen der Ordnung einer gesamten Disziplin und der Ordnung einzelner Teile oder Einzelthemen unterschieden und in keiner wird m.E. hinrcichend dcutlich gemacht, dai^ die fur die Gesamtordnung im 16. Jh. bevorzugte „dihairetische“ Methode mit zwei anderen antiken Methoden, vor allem mit der deduktiv-axiomatischen und damit an sich „wissenschaftlicheren“ svnthetischen Methodc konkurriert. Rijk). Vgl.
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