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Deutsche begriefsjurisprudenz und kodifikationssprache... Interesse gefunden. Begriffsjurisprudenz und Kodifikationsarbeiten sind dabei — explizit oder implizit — immer wieder miteinander in Verbindung gebracht worden; eine Auseinandersetzung mit der Begriffsjurisprudenz konnte zugleich eine Auseinandersetzung mit einer Kodifikation und vor allem niit dem Biirgerhchen Gesetzbuch als der umfassensten, bekanntesten und jiingsten der deutschen Kodifikationen des vorigen Jahrhunderts sein. Und deshalb ist in der schwedischen Rechtswissenschaft das deutsche Biirgerliche Gesetzbuch wiederholt als Produkt einer veralteten Begriffsjurisprudenz und als Ergebnis einer wenig ansprechenden abstrakten Gesetzgebungsmethode verstanden und charakterisiert worden. Distanzierungen von der systematischen Konstruktionstechnik des Burgerlichen Gesetzbuches findet man schon bei skandinavischen Rechtswissenschaftlern der Jahrhundertwende, kritisch waren die schwedischen Rechtsrealisten Axel Hägerström, VilhelmLundstedt und Karl Olivecrona, die die schwedische Methodendebatte von etwa 1915 bis zum Ende der fiinfziger Jahre beherrschten,-‘’° und als Kritiker der Nachkriegszeit sei schlieRlich Folke Schmidt, friiher Zivilrechtslehrer an der Fakultät in Stockholm, erwähnt. Er markierte im Jahre 1964 in einem Aufsatz iiber die deutsche abstrakte Methode einen deutlichen Abstand zu der Termmologie und Begriffsbildung der ersten drei Bucher des Biirgerhchen Gesetzbuchs.’’' Er konzedierte dem Gesetzbuch als lobenswert die Konzentration des Rechtsstoffes, die nicht zuletzt durch den abstrahierenden Begriffsapparat des Allgemeinen Teils und des allgemeinen Schuldrechts möglich gemacht worden ist. Eine Belastung sah er aber im Ursprung des Begriffsapparates in der Pandektistik und der sich daraus ergebenden Feme von der sozialen Wirklichkeit. Von der Kon,struktion.stechnik de.s Burgerlichcn Gesetzbuches distanziert sich z. B. der Diine Julius Lassen: Indledende Forelaesnmger over den skandinaviske Faelleslovgivning, navnlig Laeren om Aftaler. In: Det nordiske Studenter-Jurist-Staevne i Kobenhavn, September 1918, Kobenhavn 1918, S. 139-161 (insbes. S. 141-145). Siebe auch die Schrilten des Norwegers Fredrik Stang: Ret og kultur. A. a. O. S. 209—224 (insbes. S. 212 f.). Ders.: Nordisk og fremmed ret. A. a. O. S. 260— 275 (insbes. S. 272). Ders.: Retsvidenskapen. In: Det Kongelige Fredriks Universitet 1811-1911. Festskrift. [Band] II. Kristiania 1911. S. 65-122 (besonders S. 119-121). Ders.: Det tyske Udkast til borgerlig Lov. In: Tidsskrift for Retsvidenskab 1896 S. 241-312. Ders.: Mine juridiske arbeider. Tidsskrift for rettsvitenskap 1942 S. 17-45, be.sonders S. 21; dazu Björne: Nordische Rechtssysteme (Fn. 49) S. 80. Als weitere Beispiele einer gewissen Distanzierung seien im iibrigen aus neuester Zeit erwähnt Michael Bogdan: Komparativ rättskunskap. Stockholm 1993. S. 188—191. Bert Lehrberg: Praktisk juridisk metod. Uppsala 1992. S. 118. Ditlev Tamm: Retshistorie. Bind 2: Romerret og Euroäisk Retsudvikling. Charlottenlund 1991. S. 296. Ders.: Romersk rätt och europeisk rättsutveckling. Stockholm 1993. S. 322 f. Hinzugeliigt sei jedoch, dal? es sich bei diesen vier letztgenannten Werken um Elementarlehrbiicher hendelt. - Zu den skandinavischen Rechtsrealisten siehe Flans-Heinrich Vogel: Der skandinavische Rechtsrealismus. Frankfurt am Main. 1972. Folke Schmidt: Tysk abstrakt metod. Reflektioner kring systematiken i Burgerliches Gesetzbuch. In: Teori och praxis. Skrifter tillägnade Hjalmar Karlgren. Stockholm 1964 S. 279-304. Auch in ctwas umgearbciteter Form in englischer Sprache: The German Abstract Approach to I,aw. Comments on the System of the Burgerliches Gesetzbuch. Scandinavian Studies in Law 9 (1965) S.131-158. 235

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