Rfinfr Schufzf 200 Deutschland mit der Entwicklung gemeinsamer Grundsätze aus mittelalterlichen Rechtsaufzeichnungen und zeitgenössischen partikularen Rechten als „Ius germanicum privatum" bzw. „Teutsches Privatrecht“.^° Diese Arbeiten konnten in Frankreich in die iibergreifenden, droit coutumier und droit écrit vereinenden Werke unter naturrechtlichem Einflufi von Domat bis Pothier eingehen. Auf diese Weise trugen sie zur Vorbereitung der nationalen Rechtseinheit bei, obwohl diese erst nach der Revolution auf gesetzgeberischemWege verwirklicht wurde.^' In Deutschland schlossen an die Entwiirfe des „Ius Germanicum privatum" aus dem 18. Jahrhundert — von Thomasius iiber Heineccius bis Runde — unter veränderten rechtstheoretischen und methodischen Vorzeichen im 19. Jahrhundert die Arbeiten der Germanistik zum Deutschen Privatrecht an^^ - iiberwiegend geleitet von dem Gedanken nationaler Rechtseinheit, jedoch nicht festgelegt auf das Mittel der Gesetzgebung zu dessen Verwirklichung. Die Stellungnahmen reichten hier vielmehr — abhängig auch vomWechsel der politischen Verhältnisse — von der Kritik des Kodifikationsgedankens im Anschlul? an Savignys Programmschrift fiir die historische Rechtsschule^^ bis hin zur Forderung nach Kodifikation des nationalen Rechts amVorabend der Revolution von 1848/1849.^'^ Soweit seit der Wende zum 19. Jahrhundert in einer Reihe europäischer Länder die Kodifikation zum bevorzugten Instrument der Rechtsvereinheitdans les derniers siecles de I’Ancien Regime, in: La formazione storica del diritto moderno in Europa, 2 Bde., Eirenze 1977, Bd. 1, S. 157 ff. Vgl. dazu Luig (En. 29), S. 79 ff.; ders.. Die Anfänge der Wissenschaft vomdeutschen Privatrecht, in: lus Commune I (1967), S. 195 ff.; ders., Der Geltungsgrund des romischen Rechts im 18. Jahrhundert in Italien, Erankreich und Deutschland, in: La formazione storica del diritto moderno in Europa (Fn. 29), Bd. 2, S. 82 ff. Weitere bedeutende Exponenten dieser Richtung waren etwa Guy Coquille, Institution au droit fran(^ois, Paris 1607; Jerosme Mercier, Remarques du droit fran<,'ois, Paris 1655; sowie Paul Challine, Méthode générale pour I’lntelligence des coustumes de France, Paris 1666; Erany'ois Bourjon, Le droit commun de la France, et la coutume de Paris, réduits en princips, Paris 1747; zur Entwicklung allgemein vgl. Olivier-Martin, Histoire du droit fran^ais des origines .i la Revolution, Paris 1951; Going, Privatrechtsgeschichte als Forschungsgebiet (Fn. 24), S. 25; Walter Wilhelm, Gesetzgebung und Kodifikation in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert, in: lus Commune I (1967), S. 241 ff.; Ernst Holthöfer, Kodifikation und Gesetzgebung des allgemeinen Privatrechts, Länderbericht Frankreich, in; Going (Hrsg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, 8 Bde., Miinchen 1973-1988, Bd. IIl/l, S. 863 ff. Franz Wieacker, Wandlungen im Bilde der Historischen Rechtsschule, Karlsruhe 1967; Hans-Ulrich Stiihler, Die Diskussion um die Erneuerung der Rechtswissenschaft von 1780-1815, Berlin 1978; Thieme, Die Zeit des späten Naturrechts (Fn. 24), S. 676 ff.; vgl. dazu auch Reiner Schulze, Der nexus feudalis in Vernunftrecht und Historischer Rechtsschule, in: ZRGGerm. Abt. 106 (1989), S. 68 ff. (73 ff., 104 f.). Friedrich Carl von Savigny, Vom Beruf unserer Zeit fur Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, Heidelberg 1814. Siehe Gerhard Dilcher, Bernd-Riidiger Kern, Die juristische Germanistik und die Fachtradition der Deutschen Rechtsgeschichte, in: ZRG Germ. Abt. 101 (1984), S. 1 ff.; Barbara Dolemeyer, Kodifikationsbewegung, in: Going, Handbuch (Fn. 31), Bd. III/2, S. 1421 ff.
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