RS 19

Rfini r Scuui 7.F 196 jedenfalls von einer Einbeziehung vergleichender und historischer Sichtweisen in das Verständnis der „allgemeinen Rechtsgrundsätze” des Gemeinschaftsrechts auszugehen, wie beispielsweise der häufige Rekurs auf die „gemeinsamen Verfassungsiiberlieferungen" der Mitgliedsstaaten'^ zeigt. Die Aufgabe der Rechtswissenschaft erschopft sich indes keineswegs darin, in Hinblick auf die vom Europäischen Gerichtshof forniulierten allgemeinen Rechtsgrundsätze die methodologischen Grundlagen sowie — unter Einschluls vergleichend-historischer Untersuchungen — Inhalt und Umfang der einzelnen Prinzipien schärfer zu fassen.”^ Denn vom wissenschaftlichen Ståndpunkt aus besteht keine Veranlassung, die Frage nach dem Bestand und dem Inhalt iibereinstimmender oder ähnlicher Prinzipien des Rechts in Europa räumlich oder sachlich auf den derzeitigen Geltungsbereich des Gemeinschaftsrechts zu beschränken.'^ Was der Europäische Gerichtshof in seinem (durch das Gemeinschaftsrecht bestimmten) Kompetenzbereich begann, stellt sich vielmehr der Rechtswissenschaft, die nicht in politische Grenzen und Kompetenzzuweisungen eingebunden ist, als eine weit dariiber hinausgreifende Herausforderungr^ Indemsie vomBlickwinkel nationalstaatlich ausgerichteter „Landesjurisprudenz geht, findet sie in den allgemeinen Rechtsgrundsätzen einen Ansatz, um der juristischen Arbeit mit den einzelnen nationalen Rechten ebenso wie mit dem gemeinsamen Recht der Konventionen und mit dem Gemeinschaftsrecht emen “21 Perspektive einer europäischen Rechtswissenschaft iiber- zur Vgl. z. B. Urteil vom 13.7.1989, RS 5/88, Slg. 1989, S. 2609 ff.;Urteil vom 11.7.1989, RS 263/ 87, Slg. 1989, S. 2237 ff.; Urteil Zu diesen Aufgaben und insbesondere zur „wertenden Rechtsvergleichung“ Konrad Zweigert, Grundsatzfragen der Europäischen Rechtsvergleichung, ihre Schöpfung und Sicherung, in: Vomdeutschen zumeuropäischen Recht. Festschrift fiir Hans Dolle, 2 Bde., Band 2, Tubingen 1963, S. 401 ff. (417); ders., l.es principes de droit des Etats metnbres, in: VC’. J. Ganshof van der Meersch (Hrsg.), Droit des Gommunautes europeennes, Bruxelles 1969, S. 441 ff.; Karl Matthias Meessen, Zur Theorie allgemeiner Rechtsgrundsätze des internationalen Rechts: Der Nachweis allgemeiner Rechtsgrundsätze des Europäischen Gemeinschaftsrechts, in: Jahrbuch fiir internationales Recht 1974, S. 283 ff. Hommelhoff (Fn. 3), S. 72; Reiner Schulze, Gemeineuropäisches Privatrecht und Rechtsgeschichte, in: Miiller-Graff (Hrsg.), Gemeinsames Privatrecht in der Eiuropäischen Gemeinschaft (Tagungshand zur Tagung des Arbeitskreises Europäische Integration in Trier vom April 1992), voraussichtlich 1993. Vgl. hierzu auch Going, Europäisierung der Rechtswissenschaft, in: NJVC’ 1990, S. 937 ff. (940); Kötz (Fn. 3), S. 498 f; Schulze, Die europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte - zu den gemeinsamen Grundlagen europäischer Rechtskultur, Saarbriicken 1991; ders. (Fn. 19), Kap. V; Grofifeld/Bilda (Fn. 2), S. 425 f., 423 ff.; Remien (Fn. 2), S. 282 f. mit weiteren Nachweisen; Ranieri (Fn. 5), S. 90; Reinhard Zimmermann, Das römisch-kanonische lus commune als Grundlage europäischer Rechtseinheit, in: JZ 1992, S. 8 ff. ll0)l Axel Elessner, Rechtsvereinheitlichung der Rechtswissenschaft und Juristenausbildung, in: RabelsZ 56 (1992), S. 243 ff. von Ihering, Der Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, Bd. 1, hier zitiert nach der 6. Aufl., Leipzig 1907 (Neudruck Darmstadt 1968), S. 15; hierzu Zimmermann (Fn. 20), S. 10. 26.6.1980, RS 136 79, Slg. 1980, S. 2033 ff. vom Vgl. Rudolf

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=