Jhkrings rhchtsdenkenals herausfordhrung... „Das j^eht dich nichts an. Er schien iiber diese Wendung bestiirzt zu sein und hatte otfenbar so etwas nicht erwartet, zögerte und wollte eben anfangen, mich zur Einsicht bringen, aber ich brauste auf: Dies besorge ich und-da ist die Tiir. Scher dich weg! - Er zog ab, und seitdem haben wir einander nicht mehr viel zu sagen." Wegen seiner aufrechten Haltung wurde Cervin als Vorbild einer selbständigen Richterschaft dargestellt; er wurde beschrieben als ein Mann der „sich weder vor den Machthabern verbeugte, noch ihre Schuhe putzte“.^^ Er identifizierte sich mit dem Rechtsidealismus von Rudolph von Jhering und kämpfte persönlich urns Recht. Andreas Cervin liefi auch eine neue Ubersetzung der Arbeit Jherings anfertigen. Sie wurde imJahre 1941 veröffentlicht. Cervin hat selbst ein Vorwort zu der Ubersetzung geschrieben, das aber nicht vom Verleger akzeptiert wurde. Es ist deshalb ein interessantes Zeitdokument.^^ Cervin meinte, die Gröfie Jherings sei nicht nur ein Ergebnis von Intellekt und Wissen, sondern vielleicht noch mehr seines schöpfenden Charakters und seiner rein menschlichen Eigenschaften. Jhering setzte die Teile seiner Rechtstheorie auf fast intuitive Weise zusammen, meinte Cervin, der von diesem Schöpfergott sehr eingenommen war.^'* Cervin gab auch vergleichende Beispiele von schwedischen und deutschen Rechtsverhältnissen und nannte hier die Kabinettsjustiz, d. h. die Rechtsprechung, die die politische Macht neben der traditionellen Gerichtsgerechtigkeit ausiibte und die keine festen Formen fiir Rechtssicherheit kannte. Was Jhering fiber deutsche Rechtsinstitutionen schrieb, hatte auch fiir Schweden eine besondere Realität, meinte er. Fiir Cervin war der soziale Appell Jherings besonders wichtig. Es ist die Pflicht des Einzelnen, das Unrecht nie zu akzeptieren. Bei der Legitimierung des nationalen Rechtsgefuhls war er sich mit Jhering einig: „ln dem gesunden, kräftigen Rechtsgefiihl jedes Einzelnen besitzt der Staat die ergiebigste Quelle seiner eigenen Kraft, die sicherste Garantie seines eigenen Bestehens nach innen wie nach aufien."^^ 103 Cervins Ausgabe des Kampfes erschien mit einer Einleitung des Strafrechtlers Nils Stjernberg. In einer Rezension der Arbeit, die Professor Ivar Strahl in der schwedischen Juristenzeitung veröffentlichte, wurde betont, dafi die Stärke Jherings mehr „Ideenreichtum als eigentlich Scharfsinn" war und dafi seine Redegewandtheit ihn manchmal verleitete, sich allzu kategorisch zu äufiern. Zugleich mit diesen Einwänden bestätigte Strahl aber die wichtige Hauptthese der Arbeit, dafi eine Gesellschaft die Willkiir meiden miisse. „Dies ist etwas so Wichtiges, daft es mit den gröftten Opfern verteidigt werden muft. Er hat auch Ulf Stridbeck, a. a. O., S. 137 f. Ulf Stridbeck, a. a. O., S. 13 ft. Stridbeck, a. a. O., S. 14. S. 252.
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