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JhKRINGSRKCHTSDENKEN als HERAUSE'ORDERUNG... 101 druckt war und an ihnen so grofies Interesse fand, dafi er den Kampfurns Recht in die schwedische Sprache iibersetzte und die Ubersetzung 1879 veröffentlichte. Welche Motive Afzelius fiir diese Ubersetzung und ihre Veröffentlichung hatte, ist immer noch nicht ganz klar.^^ In seinem neutral geschriebenen Vorwort zu der Ubersetzung schreibt Afzelius: „Eine bcruhmte Arbeit von einem beruhmten Verfasser wird hiermit in die Hände der schwedischen Leserwelt gelegt. Dab sie es verdient, auch bei uns allgemeiner bekannt zu werden, steht auber Frage, selbst wenn man nicht in allem die Ansichten des Verfassers teilen will; sein Buch enthalt viel, was jeder behermub.“^^ zigen Afzelius hatte nattirlich die Zustimmung des Verfassers zur Ubersetzung der Arbeit eingeholt. In einem der Briefe Jherings an Afzelius findet man die Erklärung, er babe keine Einwände dagegen, dab der Ubersetzer einige Passagen, die nur fiir das deutsche Publikumgeeignet waren, weglieb. Generell gesehen war die Ubersetzung dilettantisch, unengagiert und voller Inadvertenzen; viele Wörter und ganze Sätze waren falsch interpretiert.^’^ Afzelius mag ein schlechter Ubersetzer gewesen sein; denkbar ist aber auch, dab er ganz bewubt eine subjektive Ubersetzung gemacht hat, die seine kritischen Gedanken deutlich machen sollte. Wenn man Jherings Programmschrift aus politischer Sicht, d. h. aus einer Machtperspektive betrachtet, findet man, dab sich Afzelius eigentlich scheute, so eine Perspektive anzulegen. Er war ein Vertreter der schwedischen apolitischen Beamtenkultur. Nur in Zusammenhang mit der Unionsauflösung zwischen Schweden und Norwegen 1905 findet man von ihmeine interessante Bemerkung, die von dieser Grundhaltung abweicht. Damals äuberte Afzelius in einem Brief an seinen norwegischen Kollegen Francis Hagerup, dab es vielleicht besser gewesen ware, wenn Schweden den Konflikt durch Krieg gelöst hätte, „ohne reelles Ziel, aber um das Recht zu wahren.“‘’*^ Es ist eine plausible Theorie, die ausgewertet werden sollte, dab Jherings rechtspolitisches Kampfprogramm - wie Sundell behauptet - genau bei der politischen Krise um die Jahrhundertwende fiir die schwedischen Juristen eine Rolle gespielt hat. Jedenfalls ist es wichtig zu bemerken, dab Jherings Schrift auch in der Zeit der faschistischen und nazistischen Diktaturen in Europa fiir uns in Schweden bedeutsam war. Der damalige Prozessualist in Uppsala, Per Olof Ekelöf, der zu den Kritikern Jherings gehörte, hat in seinem Lehrbuch des Prozebrechts gleichfalls die Formulierungen Jherings aufgegriffen. Er spricht von der Aufgabe der Gerichte bei der Abwehr rechtswidrigen Verhaltens nicht zuletzt, Jan-Olof Sundell, Ivar Afzelius’ översättning av Der Kampf urns Reclit. - In: Rättsvetenskap och lagstiftning i Norden. Festskrift tillägnad Erik Anners, Stockholm 1982, S. 175 ff. Rudolph vonJhering, Striden omrätten, 1879. Sundell, a. a. O. (1982), S. 180 ff. Sundell argumentiert fur eine bewufite Falschinterpretierung durch Afzelius, der Windscheid als seinen Heroen betrachtete. Sundell, a. a. O. (1982), S. 16.

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