73 Erfahrung verbraucht ist: der Fall Zasius, auf den wir in neuester Zeit die Aufmerksamkeit gelenkt zu haben glauben/^ ist äufierst lehrreich und ein Beispiel fur den Kampf zwischen neu und alt, fiir die Suche nach neuen kulturellen und sozioökonomischen Ordnungen, fiir die Widerspriiche also, die das 16. Jhdt. fiillen. Uber die Konstatation der Komplexität einer historischen Wendung scheint es uns kann mal geschichtlich nicht hinausgehen: das technisch-juristische Wirkungsmodell des Eigentums ist kaumangeritzt. Ein alter Kehrreim, in letzter Zeit lebendigst wieder aufgenommen, wollte in Pothier den homo novus erkennen, den ersten Menschen eines neuen Ufers. Veralteter Allgemeinplatz, der aus unbewufiten Wiederholungen friiherer Behauptungen und vor allem gegriindet in einer unaufmerksamen und zerstreuten (wenn nicht tendenziösen) Lektiire des umfangreichen Werkes des Rechtsgelehrten aus Orleans iiber das ,Domaine de proprieté‘ ist: unserer Meinung nach hat er einzig den nicht geringen Verdienst jenen Komplex von Eroberungen. Intuitionen und Sicherheiten glänzend eingeordnet zu haben, die sich im Lauf der französischen Rechtsgeschichte aufgehäuft haben, die aber solche bereits, und nicht nur embryonal, imGewohnheitsrecht des 16. Jhdts. sind. Es ist ungeschichtlich zum Propheten deformieren zu wollen, wer nur der letzte Jurist des antiken Regimes und treuer Redakteur seines juristischen Testaments war und vielleicht nur sein wollte. 15.) Viele werden sagen, da£ diese ermiidende Untersuchung des ,Modernen‘ in der Geschichte der juristischen Konstruktion des Eigentums, vom 14.—18. Jhdt. begleitet von Intuitionen und Vorahnungen, aber nicht mit einem neuen technischen Modell angereichert, bei dem napoleonischen Code Civil stehenbleiben mufi, umsich dort fiir die Enttauschung und Unbefriedigung schadlos zu halten, die der Rechtshistoriker — der mit seiner spezifischen Brille das vorausgegangene Itinerarium betrachtet, ohne sich mit einfachen und oberflachlichen Formeln zufriedenzugeben — objektiv erfahren hat. Auch wenn es demeinen oder anderen scheinen mag, es sei exzentrisch oder gewollt originell, wollen wir zu einer Analyse des Code Civil einladen, die niemals weder eine Orientierung nach vorsichtiger Kritik (und damit das Bewufitsein sich einem Knoten gegeniiberzufinden; eher einem Problem, als einer Gruppe bereits völlig gelöster Daten) noch eine ausschliefilich juristische Sichtweise (die in der Lage ist, die vomjuristischen Bewufitsein eingesetzten Konstruktionsmechanismen zu erkennen, mit seinen eigenen wissenschaftlichen Instrumenten) aus der Hand legen. Wir sind sicher, daft einer solchen Analyse das Gesetzbuch beinahe wie ein Palimpsest seine doppelte Struktur offenlegt, und uns ein historisch interessantes Zeugnis gibt, mehr als eine definitive ErP. Grossi, Gradus in dominio-Zasius e la teorica del dominio diviso, in: Quaderni fiorentini per la storia del pensiero giuridico moderno, 14, (1983). ■’*’ Grossi, Un paradiso per Pothier, cit, passim.
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