58 Blick von ihnen läfit und ihnen eine maximale Bedeutung zukommen läBt. Wenn das Subjekt, in seiner Einheit ein einheitliches und untrennbares ihmangemessenes dominiumfordert (was in alien individualistischen Kulturen ausgeprägt wird), verlangt die Sache in ihrer Komplexität, in ihrer Stratifikation von substantia und utilitas, Eigentumsunterscheidungen je nach den verschiedenen Dimensionen in denen es sich artikuliert. Deswegen bedeutet von dominium directum und dominium utile zu sprechen in erster Linie eine antiindividualistische und sehr bescheidene Annäherung an die kosmische Realität, eine bestimmte Erkenntnismethode, eine determinierte Anthropologie. An zweiter Stelle kennzeichnet sie mit ihrer eigenwilligen Anlehnung an die utilitas ein dominium^ das als Inhalt verstanden wird und kennzeichnet die daraus folgernde Unfähigkeit, das Eigentum als reine Beziehung zu konzipieren. Die mittelalterliche Zivilisation des ersten und zweiten Mittelalters, ist in seiner ständigen Bereitschaft Briicken zwischen Fleisch und Geist zu schlagen und Werte zu inkarnieren, umsie menschlich fiihlbar zu machen, unfähig, wegen seines eigenen Wesens, eine absolute Armut oder ein verinnerlichtes Eigentum zu begreifen. Die erbarmungslose und zugleich freigiebige Armut des heiligen Franziskus, so wenig fleischlich, ist fiir eine Kultur, die auf die harmonische Fusion von Himmel und Erde, zwischen Vergänglichem und Ewigem gebaut ist, skandalös, weil sie dieser Kultur fremd und innerlichst verschieden ist, sie ist genau und ausschliefilich wegen dieser Verschiedenheit skandalös; die Armut Franziskus ist ein Dorn im lebendigen Organismus der mittelalterlichen Kultur und Spiritualität, die gefiillt mit Vorgefiihlen und voll - besonders in einigen gewissen ihrer extremen Strömungen — von zukiinftigen Entwicklungen der christlichen Spiritualität sich in die Zukunft projeziert und kein Ausdruck der Koiné des lateinischen Mittelalters ist. Das Konzept, dafi die Körperlichkeit des dominium ein einfacher, äufierer Ausdruck von etwas sei, das imInneren des Subjekts bereits abgeschlossen ist, weil das dominiumin seiner einfachsten Natur ein animus^ ein Wille, ein innerer Akt ist, all das ist die tiefe Intuition der neuen Zeit, in deren friihesten Anfängen die franziskanische Reflektion eine wichtige Rolle spielt, aber der mittelalterlichen Vision der juristischen Beziehung Mensch-Dinge, die sich in der Schöpfung des dominium utile vereint, zutiefst fremd ist.^° Ein aus Diesseitigkeit gemachtes dominium^ ein Genufi, der aus innerer Kraft (d.h. Autonomie und Effektivität) dominium wird und nicht das, wenn auch zufällige aber doch gluckliche Experiment eines juristischen Alchimisten, sondern Banner, Programm und Projekt einer perfekt in ihrer Zeit eingepassten scientia iuris, die sich perfekt in die Aufgabe einfiihlt, die Werte der zirkulierenden Mentalität in juristische Termini und Schemen zu iibersetzen. Wir haben versucht, den grof?en Beitrag der franziskanisehen Spekulation tur eine erneuertc Anthropologie des Eigentums in: Usus facti — La nozione di proprietä nell’inaugurazione dell’eta nuova, in: Quaderni fiorentini per la storia del pensiero giuridico moderno I (1972) wicdcrzugeben.
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