RS 15

53 chem sie sich im Grunde auflöst), sondern eine entschieden pluralistische Anhaufung herausragender Situationen, die nicht durch ein offizielles Sieb gefilten und geformt sind und in der - mehr als Eigentumsinhaberschaft, die fortbesteht, aber begraben und erstickt ist, die tausend effektiven Ausiibungen zählen, die inzwischen endgiiltig im Allgemeinbewufitsein realisiert sind und soziale sowie ökonomisch die Protagonisten der Erfahrung geworden sind.“^ Der Schwerpunkt des Systems — wenn eine angehäufte Realität als System bezeichnet werden kann —verschiebt sich notwendigerweise zu vomEigentum verschiedenen Formen. Man nenne sie gewere, saisine oder vestitura, je nach den verschiedenen Sprachen. Eines ist die konstante und vereinte Plattform, die herausragt und eines ist die essentielle Idee, die konstant aufbliiht: die Ordnung wählt als eigene vorantreibende Kraft den äufieren Anschein, den Genufi, die Ausiibung, d.h. die lebendige Ebene der faktischen Dimension lebendigen Prasenzen vermeidet aber — oder ist unfähig dazu — kiinstliche Qualifikationskanone zu erfinden und registriert bescheiden die normative Ladung dieser Fakten. Man streitet das dominium des antiken katastalen Inhabers nicht ab, aber man läfit ihn ausbluten und enteignet ihn in seiner leitenden Macht ohne klamoröse Umstiirze oder Kulturrevolutionen von seiten dessen, der nicht Inhaber, sondern Verwalter des Unternehmens ist. Dieses ist das grundlegende Verlangen des ökonomischen Lebens, welches erfiillt wird. Die kulturelle Revolution existiert, aber sie ist versteckt, unterschwellig, Frucht weder einer Bewegung noch eines Programmes, sondern einer jahrhundertealten Werkstatt die von Generation zu Generation in der vom Verfall der antiken Welt erzeugten Leere arbeitet, und zwar auf dem einzigen wirklich, wenn auch hauchdiinn destruktivem Gebiet, dem der Mentalität. Der Historiker betrachtet eine neue Mentalität die von tausend versteckten Handwerkern mit groben Instrumenten geschmiedet worden ist, von Notaren und Richtern, wenn wir Gliick haben, viel öfter jedoch von ungenannten und unqualifizierten Arbeitern, von denen jeder mehr unbewufit als bewul^t dazu beigetragen hat, die Sanduhr eintvforma mentis umzukehren: eine enge Eigentumsmentalität wie die römische, wird durch eine Besitzerzivilisation ersetzt, der die Idee einer Giiltigkeitsbeziehung völlig gleichgiiltig ist (auch weil das Modell, anhand dem man Gegeniiberstellungen und Messungen erarbeiten kann fehlt) und die von einem konsequenten Prinzip der Effektivität beherrscht ist. Besitzerzivilisation in diesem- und nur in diesem- Sinne: ein eifersiichtiger Hiiter der unmittelbaren Frische der Fakten, jenen wird eine Hauptrolle anvertraut und jenen gibt er sein typisches Bild. Es sind unzahlige Figuren, die aus dem Leben der Erfahrung kommen, eher intuiert als gedacht, kaum skizziert, Wir haben versucht, diesen Komplex von Entscheidungen in unserem Kurs von Lektionen iiber ,Le situazdoni reali nell' esperienza giuridica medievale, Padua 1968 herauszustellen. Darauf verweisen wir den Leser fur eine passende Dokumentation.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=