18 schaft” stöl^t er dazu vor, die kollektiven Bildungen historischer Gesellschaften in solche Idealtypen zu fassen und damit sowohl fiir den Kulturvergleich wie fur die historische Evolution - wobei fiir ihn der Prozefi der okzidentalen Rationalisierung im Vordergrund steht - Bestimmungskriterien zu entwerfen. Dabei kommt er zu einem System von Idealtypen teils höheren, teils niederen Abstraktionsgrades.^'* Die untergriindige, oft wenig ausgewiesene Wirkung der Weber’schen Kategorien auf die mittelalterliche Stadtforschung ist grols.'^ Schon darum lag es nahe, bei dem Versuch, iiber die analysierende Stufe hinauszukommen, diese Methode auch fiir die genauere Erfassung der sozialen Gruppenbildung und der innerstädtischen Formen von Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung anzuwenden. Es ging also darum, im historischen Kontext gefundene Wertprinzipien zu isolieren und zu abstrahieren, umdadurch sinnbezogene Sozialstrukturen zu rekonstruieren. Es soil hier noch einmal wiederholt werden, dafi damit keine unmittelbare Beschreibung eines historischen Verbandes gemeint ist; nur selten wird die Realität dem Idealtypus in reiner Form entsprechen. Die Idealität dieser Typen meint vielmehr ein doppeltes: Die Abstraktion, die der Historiker durch Isolierung eines Prinzips vornimmt, aber auch den Versuch, den Sinngehalt, das Wertprinzip, die ,,Idee” einer sozialen (individuellen oder kollektiven) Gestalt zu erfassen. Insofern stellt sich der Idealtypus dem hermeneutischen Problem, den Sinnhorizont anderer (hier der Angehörigen mittelalterlicher Sozialgruppen) mit dem Erkenntnisprozels des Forschers zu verbinden. Max Weber wählte insofern bewuf^t die Bezeichnung einer ,,verstehenden Soziologie”. Die Abgrenzungen, die er seinerzeit gegeniiber der Geschichtswissenschaft wie der Rechtswissenschaft treffen zu miissen glaubte, haben indessen an Bedeutung verloren: Sie wandten sich einerseits an eine sich auf die normativen Aspekte beschränkende, begriffsjuristisch-positivistische Rechtswissenschaft, andererseits an eine Geschichtswissensschaft, die ihr Selbstverständnis in einer streng individualisierenden Methode, unter Abwei- -■* ZumIdealtypus in der historischen Methode in letzter Zcit vor allem: Theodor Schieder, Der Typus in der Geschichtswissenschaft, in: ders., Staat und Gesellschaft im Wandel unserer Zeit, Studien zur Geschichte des 19. und 20. Jhdts., Miinchen 1958. Judith Janoska-Bendl, Methodologische Aspekte des Idealtypus. Max Weber und die Soziologie der Geschichte, Berlin 1965. ^'olfgang Mommsen, ,,Verstehen” und ,,Idealtypus”. Zur Methodolgie einer historischen Sozialwissenschaft, in: ders., Max Weber. Gesellschaft, Politik und Geschichte (stw 53) Frankfurs/M. 1974, S. 208 ff. Sehr deutlich riickt Otto Brunner, Stadt und Biirgertum in der europäischen Geschichte, in ders., Neue Wege der Verfassungs- und Sozialgeschichte, 2. Aufl. 1968, immer wieder die Weber’schen Kategorien in den Blick. Der Sammelband von C. Haase (Hg.), Die Stadt des Mittelalters, Bd. 1 (Wege der Forschung CCXLIII), 1975, hat das W’eber’sche Stadtkapitel als grundlegenden Aufsatz abgedruckt. In dem Band Vor- und Friihformen der europäischen Stadt imMittelalter. Teil 1, hg. v. H. Jankuhn u.a. (Abh. d. Akad. Göttingen), 1973, ist ein Aufsatz von H. Gallies demStadtbegriff bei Max Weber gewidmet; mein eigener Beitrag dort geht bewufit von der Methodik Max Webers aus.
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