RS 15

121 Scheler"^ versuchen, mit den Mitteln der Wissenschaft objektive Erkenntnis zu begriinden und dutch Wissenschaft einen ,,archimedischen Punkt” zu gewas allerdings ohne die Hilfe von Metaphysik nicht zu gelingen 113 winnen, scheint. Man kann mit den Mitteln des sog. ,,marxistisch-leninistischen Histouniversale und absolut giiltige historische Erkenntnis behaupten, ohne dafi diese im einzelnen begriindet wird. Man kann aber auch, im Sinne von Max Webers Kritizismus,"^ die polare Spannung zwischen Wissenschaft und Leben, zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und Werterkenntnis im ”114 rismus Zeichen der Vielheit der Bereiche und im Verzicht auf die Unterwerfung des einen unter den anderen aufrechterhalten und darin die Kriterien fiir die Arbeit an diesem Problemsuchen. Webers Ståndpunkt des Kritizismus verzichtet auf den Allmachts-Gestus der Wissenschaft, ohne deshalb die Wiirde der Wissenschaft preiszugeben. In der Vielzahl möglicher Standpunkte gewinnt Webers Kritizismus sein ihm eigenes Gewicht daraus, dafi er sich auf die Tradition des europäischen Rationalismus bezieht, den er in der Ankniipfung an Kants Wissenschaftsphilosophie erreicht. Er iiberspringt damit die Objektivismen des 19. Jahrhunderts, den Positivismus ebenso wie den Materialismus und den von Humboldt und Ranke begriindeten Idealismus."^ Die Bedeutung diese Riickgriffs und diese Erneuerung des Kritizismus in der Theorie der historischen Erkenntnis dutch Max Weber wird auch daran sichtbar, dafi diese Ablehnung des Objektivismus und aller Abbildungstheorien imBereich der sozialwissenschaftlichen und der historischen Erkenntnis am Anfang unseres Jahrhunderts ihre iiberaus deutliche Entsprechung in der Theorie der naturwissenschaftlichen Erkenntnis gehabt hat,”^ deren Wirkungoffenkundig ist und unvermindert anhält.”® ' '■ Zu Troeltsch s. oben Abschnitt IV. Auch Max Schelers Ziel war es, mit den Mitteln der Wissenschaft, u.a. auch mittels einer Soziologie des Wissens, ,,eine von historischen und soziologischen Bedingungen unahhangige Wert- und Geistsphare zu erweisen” und damit einen ,,archimedischen Punkt jenseits des historisch Wandelbaren” zu ermitteln, vgl. H,-J. LitBFR, Ideologic. Eine historisch-systematische Einfiihrung, 1985, S. 76 ff.; die Zitate ebd. S. 76 und 84. Vgl. M. Si HKi FR, Die Wissensformen und die Gesellschalt (1925), 1960, bes. S. 149 ff. 'S. oben S. 116. S. oben Anm. 87. Zur gleichzeitigcn und gleichartigen Position des ,,metaphysischen, objektiven Idealismus” bei Savignv jetzt J. Rucrkrt, Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984, S. 232 ff. Otxi t (wie Anm. 62), S. 46 ff. C. E. VON WFizs.\cKrR, Aufbau der Physik, 1985, S. 489 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=