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116 dition des europäischen Rationalismus ihre Wurzeln haben und deshalb iiber die Objektivismen des 19. Jahrhunderts, seien sie nun positivistisch, idealistisch oder materialistisch begriindet,*^ weit hinausgreifen. Von der Grundlage dieses Weberschen Kritizismus wird man allerdings fragen miissen, welches denn die erkenntnistheoretischen Prämissen jenes ,,marxistisch-leninistischen Historismus” sind, der mit „vertrauensvoller Sicherheit” absolute und universell giiltige wissenschaftliche Erkenntnis geben zu können behauptet. VIII Auf die von Nietzsche aufgeworfenen Fragen nach demWertproblemund der Objektivitätsforderung historischer Erkenntnis im Zeichen des Historismus als dc" universalen Historisierung, im Zeichen der modernen Geschichtswissenschaft als der „Wissenschaft des universalen Werdens”, liegen also drei typische Antworten vor. Nietzsche selbst forderte die Unterwerfung der Historie unter das Leben, den Verzicht auf den Wissenschaftscharakter der Historie und damit die Bestimmung der Historie ausschliefilich durch lebensmäfiige Wertsetzungen, iiber die keine Rechenschaft abzulegen ist. Das hat zur Folge, daf^ jegliches historisches Urteil dieser Art einem totalen Ideologieverdacht ausgesetzt sein mufi. Troeltsch versuchte im Rekurs auf vorkritische philosophische Positionen und mit Hilfe metaphysischen Denkens, die Objektivität wdssenschaftlicher Erkenntnis im Sinne der immer besseren Abbildung eines ,Gegenstandes’, im Sinne von adäquater Wiedergabe historischer Wirklichkeit neu zu begriinden, eine wissenschaftliche Erkenntnis zugleich, die ihrerseits Werte zu begriinden und dadurch demLeben zu dienen imstande sein sollte. Das Problemeiner solchen Unternehmung lag allerdings in der Tragfähigkeit dieser Wissenschaft, die zwar als eine empirische verstanden wird, zugleich aber die grundsätzliche Behauptung des von Kant zusammengefal^ten älteren Rationalismus beiseiteschiebt,®^ dal? ,,die Gegenstände der Erfahrung niemals an sich selbst, sondern nur in der Erfahrung gegeben” sind und „aul?er derselben gar nicht” existieren.^ Gegen Troeltschs auf Empirie und Metaphysik zugleich gestiitzte objektive Wissenschaft mul?te deshalb der ideologiekritische Einwand laut werden, nichts zu sein als ein „Ausläufer, oder vielmehr Abhub säkularisierter theoloOExle (wie Anm. 62) S. 35 ff. Die Definition des ,Kritizismus’ (imSinne Kants oder Pascals) als der ,,Auffassung, nach der das iiber die Erfahrungen Hinausgehende prinzipiell offengelassen und aus ausgehalten wird, nach der also Gegenstände der wissenschaftlichen Erfahrung nur den Charakter von Phänomenen beanspruchen” (Rombach, Bd. 2, S. 386), definiert auch Max Webers Wissenschaftstheorie. J. Kocka, Vorwort, in; ders. (Hg.), Max Weber, der Historiker, S. 7 ff., hier S. 10. S. oben S. 103. Kant (wie Anm. 42), B 521. den Forschungen her88

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