107 ,,logisch-methodische Begriindung der Geschichtserkenntnis und eine Zusammenfassung der historischen Wirklichkeit zu den aus ihr hervorgehenden Zielgedanken und Kultursynthesen” nur möglich durch „Erkenntnistheorie und Metaphysik”, und ,,erst mit diesen beiden Fragen zusammen wird auch die nach den letzten metalogischen Einheitsgrundlagen der getrennten realwissenschaftlichen, logischen und sachlichen Gebiete lösbar sein”/^ Die von Weber vertretene kantianische „Lehre von der Erzeugung des Gegenstandes erst und nur durch das Denken” hielt Troeltsch fiir eine „ungluckselige Verwirrung”, ja, fiir „vollends unerträglich”/^ Er zog es vor, sich an das zu halten, was er (sicher mit Recht!) als die „Praxis der Historiker” ansah, nämlich ,,im Verkehr mit demObjekt und unter dem Zwang des Objekts die Anschmiegung der Erkenntnis und der Darstellungsform an den FluB des Geschehens”/* Oder anders und noch einmal mit den Worten von Troeltsch in der Beschreibung seines eigenen Verfahrens ausgedriickt: ,,Der historische Gegenstand in seiner konkreten Anschaulichkeit und kritischen Begriindetheit bleibt immer derselbe, und man kann nur glauben, tiefer oder von anderen Seiten her in ihn einzudringen. Er bleibt auch in seinem Sinngehalt immer zunächst ein Ding fiir sich”/'^ Fiir Troeltsch also folgt die Erkenntnis den Gegenständen. Die Objektivität beruht im Abbilden des der Erkenntnis vorgegebenen Gegenstandes, der immer derselbe ist, und dem sich die Erkenntnis mit dem Ziel immer besserer, immer genauerer und immer tiefer eindringender Wiedergabe nähert. VI Aus Max Webers Position in der Objektivitätsfrage ergibt sich seine Stellungnahme in der von Nietzsche vorgegebenen Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Leben und damit seine Antwort auf die Frage nach dem Wertproblem. Max Weber greift Nietzsches Frage auf, aber er beantwortet sie anders. Er beantwortet sie nämlich nicht im Sinne der Uber- und Unterordnung von Leben und Wissenschaft, sondern im Sinne einer Nebeneinanderordnung, woraus sich die Notwendigkeit ergibt, das Thema im Hinblick auf die Unterscheidung wie auch imHinblick auf die Verkniipfung beider Bereiche zu Malebranchesche Partizipationslehre” (Historismus, S. 684), mit tolgenden Erlauterungen: ,,Dio Monade . . . bedeutet die Identität des endlichen und unendlichcn Geistes bei der Aufrechterhalrung der F.ndlichkeit iind Individualitat des letzteren” (ebd. S. 673). Und: . . aus dem gleichen Motiv hat Malebranche die inneren Verbindungen des Werdens durch das Kausalprinzip nicht in den empirischen Reihenbildungen, sondern nur durch Partizipation des endlichen Geistes an der inneren Lebenseinhcit und -bewegung des absoluten Geistes linden konnen” (ebd. S. 676). Troeltsch, Historismus, S. 107. Ebd. S. 660, 673. Ebd. S. 669. "" Ebd. S. 43.
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