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Notker Hammerstein 38 Die Hallesche Jurisprudenz — und die war vielfach bestimmend auch fiir die spätere Göttinger — zielte unter Fuhrung Thomasius’ also auf Handhabung und Kenntnis der Rechtsordnung im Reich und seinen Territorien.-^ Der Neuaufbau nach dem Westfälischen Frieden —verzögernd und erst allmähiich einsetzend —, das Wiedererstarken des Reichs- und Kaisergedankens infolge expansiver französischer Politikunter LudwigXIV und infolge des Abwehr der Turkengefahr unterstiitzten von auBen diese Bemuhungen.-^ Nicht zuletzt der Aufsteig der Reichspublicistik zu einer der wichtigsten, die Jurisprudenz insgesamt verjungenden Materie, entsprach deni. Ihre Beherrschung war alien Reichsbeamten, Diplomaten, Gesandten, Geheimen Räten unabdingbar, sie war Ausweis zudem moderner ,,höfischer“ Ausbildung und Erziehung. Der Bedeutung dieser Materie und ihrer Hilfswissenschaften, die die Jurisprudenz insgesamt, aber auch weitere Wissenschaften methodologisch pragten bzw. umformten, entsprach damals ferner — um nur eben darauf hinzuweisen — der Aufstieg des ReichsHof-Rats zum wichtigsten Reichs-Gerichtshof,-'’’ weiterer Reichs-Institutionen wie der Reichskanzlei, der Reichs-Kreise-® usf. Verordnungen angetrieben, oder den Geist der Gesetze besser einzusehen; theils iiberhaupt die meisten Rechtsfragen aus mehr als einem Gesichtspuncte mit Nutzen zu betrachten, wenn anders auch hier beydes philosophische und historische Kenntnis miteinandcr gliicklich vereiniget wird. Die Politik wird also billig vor den positiven Rechtswissenschaften vorausgesetzt . . . Das Recht der Natur ist aber billig noch vor der Politik zu erörtern“. 67 ff. Ausfiihrlicher hierzu Jus und Historie, passim. O. Redlich, Das Werden einer GroBmacht, Baden b. Wien 1938*; V. Press, Das Römisch Deutsche Reich — Ein politisches System in Verfassungs- und Sozialgeschichtlicher Fragestellung, in: Spezialforschung und „Gesamtgeschichte“, Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit, Bd. 8, hrsg. v. G. Klingenstein und H. Lutz, Wien 1981, 228 ff., insbes. 228 ff.; F. Matsche Die Kunst im Dienste der Staatsidee Kaiser Karls VI., 2 Bde., Berlin/New York 1981. H. Sturmberger, Turkengefahr und österreichische Staatlichkeit, jetzt in: ders., Land ob der Enns und österreich, Linz 1979, 311 ff.; G. Klingenstein, Institutionelle Aspekte der österreichischen AuBenpolitik im 18. Jahrhundert, in: Diplomatie und AuBenpolitik österreichs, Wien 1977, 74 ff.; K. O. Frhr. von Aretin, Kaiser Joseph 1. zwischen Kaisertradition und österreichischer GroBmachtpolitik, in: HZ 215, Munchen 1972, 529 ff. ** Grundlegend immer noch O. v. GschlieBer, Der Reichshofrat, Wien 1942, (Kraus Reprint 1970). Ferner M. Braubach, Prinz Eugen, Munchen 1963 ff., inbes. Bde. 3 u. 4. Knapper, guter Dberblick iiber die Verfassungsorgane des Reichs insgesamt: H. Thieme, Das Heilige Römische Reich und seine Glieder, in: Juristische Schulung, Jg. 21, H. 8, 1981, 549 ff. ** K. O. V. Aretin, Hrsg., Der Kurfiirst von Mainz und die Kreisassoziationen 1648— 1746, Wiesbaden 1975; N. Hammerstein, Johann Wilhelm Graf Wurmbrand und die Associationen der vorderen Reichskreise im Jahre 1727, in: Z. f. d. Gesch. d. Oberrheins, Bd. 119, Stuttgart 1972, 323 ff.; B. Wunder, Die Kreisassoziationen 1672—1748, in: ebd., Bd. 128, Stuttgart 1980, 167 ff.

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