PUFENDORF UND DÄNEMARK 87 Mit der Erwähnung dieser Werke sind wir zu einer zweiten Frage gekommen: die Verbreitung der Gedanken und Werke Pufendorfs in Dänemark. Wenn wir an die Karte der internationalen naturrechtlichen Verbindungen denken, die wir im Werk von Hans Thieme uber Das Naturrecht und die neuere Privatrechtsgeschichte^ finden, haben wir hier nur mit einer kleinen Lokalverbindung zu tun, die dort auch nicht vergezeichnet worden ist. Das Naturrechtsstudiumhat in Dänemark erst verhältnismässig spät begonnen. Um1700 werden dieersten Vorlesungen iiber „Jus Naturaeet Gentiumsimul cumDanico“ angekiindigt. Man kann sich darumfragen, ob die Möglichkeit bestanden hat, dass dänische Studenten schon friiher an der Universität Lund Vorlesungen von Pufendorf selbst gehört haben. Bestimmte Nachrichten dariiber haben wir zwar nicht, doch scheint es, dass dänische Studenten die Universität Lund in der ersten Jahren nach ihrer Griindung besucht haben, ohne dass wir aber mit einiger Sicherheit Namen von Leuten angeben können, die Pufendorf gehört haben.Schon 1671 wurde es den dänischen Studenten verboten, nach Lund zu fahren. Der Einfluss Pufendorfs in dieser Hinsicht musste so wie so von kurzer Dauer sein. Seine Werke waren aber bekannt, und Christian Reitzer der erste juristische Lehrer, der an der Universität Kopenhagen Vorlesungen iiber das Naturrecht gab, nennt in einem kleinen Werke Positiones ex jure divino universale (1694) neben Grotius ausdriicklich Pufendorf: „perpetui mihi fuere Duces Grotius et Puffendorphius“. In seinem Werke findet man eine Reihe von Hinweisen auf Pufendorf, und Pufendorfs Imputationslehre ist ubernommen worden. Im allgemeinen scheint aber Grotius höher eingeschätzt worden zu sein als Pufendorf. Wenn in den Vorlesungsverzeichnissen ein naturrechtsliches Werk als Grundlage des Unterrichts hervorgehoben wird, ist die Rede immer von Grotius De Jure Belli ac Pacis}^ Als der Verfasser der ersten Darstellung vom Naturrecht in dänischer Sprache, der auch als Komödienverfasser bekannte Ludvig Holberg, der kein ausgebildeter Jurist war, 1734 in einem Lebensbereich seine Lieblingslekture nennt, finden wir als erstes Grotius’ De Jure Belli ac Pads. Er wird mir immer neu sein, sagt Holberg. Er hat der Moralphilosophie den Weg gebahnt, viele sind seinen Spuren gefolgt, aber niemand hat ihn erreicht.^- Pufendorf wird hier nicht erwähnt. Fiir Holberg und fiir seine im Jahre 1716 erschienene Darstellung des Naturrechts^^ hatten die Werke Pufen- ® Hans Thieme: Das Naturrecht ttnd die neuere Privatrechtsgeschichte (1947), S. 18/19. S. Martin Weibull: Lunds Universitets historia 1668—1868 (1868), S. 68; Knud Fabricius: Skaanes Övergång fra Danmark II (1906), S. 120 ff., 142 f. und 145 f. S. Lectiones publicae professorum in reg. acad. hafniensi (so ab 1671). Ludvig Holberg: Tredje Brev til en hojvelhaaren Herre (1734), in Ludvig Holberg. Vtcrker i tolv bind ved F. J. Billeskov Jansen, bind 12 (1971), S. 205. Ludvig Holberg: Moralske Kierne eller Introduction til Naturens og Folkerettens Kundskab Uddragen Af de fornemste Juristers Besynderlig Grotii, Pufendorfs og Thomasii
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