348 Viertes Kapitel Das Geständnis imschwedischen Prozefirecht 1734—1809 4.1. Diepolitische, kulturelle und religiöse Lage in Schweden 1734—1809 In diesemKapitel habe ich als Hintergrund zur Entwicklung des Gestandnisses 1734-1809 wie im zweiten Kapitel die Gesellschaftsentwicklung sowie die kulturelle und religiöse Lage in Schweden zu dieser Zeit dargestellt. Danach folgt ein Abschnitt iiber die Entwicklung der schwedischen Gerichtsverfassung und des schwedischen Prozesses. Einen besonderen Abschnitt habe ich auch der Rezeption der legalen Beweistheorie gewidmet. Erst danach folgt meine Untersuchung von Natur und Funktion des Geständnisses im schwedischen ProzeBrecht. 4.1.1. Die politischen Verhältnisse und die Gesellschaftsentwicklung Wie schon erwähnt verlor Schweden seine Grol^machtstellung im 18. Jahrhundert. Als Folge davon ging die Einwanderung von Ausländern zu Ende. Fine Periode der nationalen Abgrenzung folgte, selbst wenn viele Schweden auch weiter Studienreisen in fremde Länder sowohl in Europa als auch in Ubersee machten. Staatsrechtlich gesehen ging die Alleinherrschaft des Königs mit dem Tod Karls XII. zu Ende. Die Macht des Königs ging auf den Reichtag iiber, der sogar in gewissen Umfang Anspruch erhob, als höchste Gerichtsinstanz tätig werden zu können. Nach demRegierungsantritt Gustafs III. (1771—1792) kames zu einer politischen Krise. 1772 fiihrte er einen Staatsstreich durch, und die Macht ging wieder vom Reichstag an den König zuriick. 1789 wurde auch der königliche Rat abgeschafft, und der König wurde Alleinherrscher. Die Regierungszeit Gustafs III. hinterliefi tiefe Spuren in der schwedischen Rechtsentwicklung. Im Geist von Aufklärung und Naturrecht förderte er gröl^ere Toleranz gegeniiber religiösem Andersdenken, Humanisierung des Strafrechts, ein effektiveres Prozeftrecht und eine effizientere Gerichtsverfassung sowie eine gewisse Nivellierung der Privilegien. Das Handeln Gustafs III. weckte Hafi beimAdel, dessen Stellung geschwächt wurde, sowie in gewissen Offizierskreisen und unter der Jugend, die unter dem Einflul^ von republikanischen Ideen aus dem revolutionären Frankreich stand. 1792 fiihrte dieser Könighafi zur Ermordung Gustafs IIL Nach dem Tod Gustafs III. folgte eine Zeit schwacher innerer und äuf^erer Fiihrung des Landes. Durch einen fiir Schweden ungliicklichen Krieg mit Rufiland verlor Schweden ganz Finnland. Erst mit dem Staatsstreich 1809 begann ein Wiederaufbau des Landes.
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