RB 5

wird.’® Das Gesagle diirfle ein ausreichender Beweis dafiir sein, dass der Terminus litlagr nichl notwendigerweise »l'riedlos« bedeiiten muss. Damit ist dauii auch gesagt, dass die im GulL 160, FrostL IV: 20 und BjN, II, 18 uud 28 vorliegende Auweuduug dieses Wortes als Bezeichnuug fiir deii Toleu keiueu Beweis dafiir darstellt, dass der Tote friedlos ist. Fiir uiisere I'utersuchuug geuiigeu diese Feststellungeu. Kein Rechtshistoriker wird heutziitage bestreiteu wollen, dass im altesteu germauischeu Recht eine Anzahl Fiille vorliegt, in deueu mir eiue Person oder eine begrenzte Anzahl von Personen das Recbt haben, einen Verbrecher straflos zii toten. Es handelt sich hierbei um diejenigen Fälle des nordischen Rechts, in denen der Verbrecher als iihciUigr oder ogilder gilt. Im siidgermanischen Recht haben diese Fälle ihre Entsprechiing in den Fehdefällen.’^ Als Sammelbezeichnung fur die.se F'alle hat man den etwas merkwiirdigen Begriff »die beschränkte oder relative Friedlosigkeit« gebildet."’ Dieser Begriff ist, obwohl er von verschiedenen Seiten einer sehr harten Kritik ausgesetzt wurde,"'* im grossen und ganzen von der deutschen rechtsbistorischen Forschung akzeptiert worden. Als sein besonderer Verteidiger ist v. Schwerin aufgetreten. In der vorliegenden Untersucbung können wir nur zu der Frage Stellung nehmen, oh es berechtigt ist, hinsichtlich des nordi.schen Recbtes den Begriff »relative Friedlosigkeit« anzuwenden. Dieser Begriff kaim unter sehr verschiedenen Gesichtspunkten kritisiert werden. Dass diese Begriffsbitdung unzulässig ist, gebt m. E. scbon daraus hervor, dass sie mit der in den Quellen verwandten Terminologic nicht iibereinstimmt. Der Verbrecher, der gemäss der deutscbcn Doktrin voii der »relativen Friedlosigkeit* betroffen wird, wird in den nordischen Quellen niemals als »friedlos« bezeichnet. bane Ausnahme hiervon scheint im norwegischen Recht vorzuliegen, wo das Wort lithigr als Bezeichnung fiir eine Person verwandt wird, die nicht von jedem beliebigen getiitet werden darf. In diesen Fällen .Siehe .S. 2S, r)4. Hoiisler. .Stral'reclit d. I.sliiinleisaf^as. .S. 120, .\iiin. 1, uiul Beyerlo. .S. 219 1’. .Siclie Ili.s, .Slral’r. d. l-'riosen, S. 201; v. Schwerin, Bc-spr. von Boycrlc, Kntwicklnngs])rol)lcni iin {’crin. BcchLs{»ang, S. ."»OO If.; v. .Schwerin, Bc.s])r. von Givdoken, Bcf.shrndet, S. 490; Planitz, Germ. KG, S. Id. Wilda. S. 1107 f. Siehe Hensler, Strafrcchl d. Ishinder.sagas, S. 120, ,\nni. 1; Beyerle. S. 218 ff., Giedekcn, S. 1110 ff.; Goehel, S. 18 ff.; O. Brunner-, .S. 154 ff. 267

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=