55 wenig als es Philosophic seyn kann. Sic träte also in der letzten Beziehung mit dieser auf gleichen Rang“.'^* Daft die bloft empi’-ische Erkenntnis zu einer gewissen wissenschaftlichen Einheit durch philosophische Konstruktion qualifiziert werden muftte — dieses war das grundlegende Element in Schellings akademischer Methode. Schellings Kritik an der sogenannten Universalhistorie stellt das Verhaltnis zwischen den zwei Erscheinungsformen der historischen Erkenntnis klar. Das Vollständigkeitskriteriumdes enzyklopädischen Erkenntnisideales war mit der idealen Natur der Wissenschaft unvereinbar und wiirde nur zu dem dogmatischen Irrtumfiihren.'^' Dieser Passus aus dem zehnten Abschnitt der Methodenvorlesungen - Uber das Studium der Historic und der Jurisprudenz — driickt Schellings negative Einstellung zu philosophisch unbestimmter Geschichtserkenntnis aus: „Man meide die sogenannten Universalhistorien, die nichts lehren; andere gibt es noch nicht“.’^^ Der indifferente, historische Stoff stellte stattdessen, nach der Bearbeitung durch die Vernunft, die Quelle zu den anderen Elementen im Erkenntnisprozeft dar: die historische Trennung. Durch diese Synthese zwischen dem historischen und dem philosophischen Element in der Erkenntnis wurde der notwendige historische Einschlag in den Realwissenschaften definiert: . . auch derjenige aber, der Historic nicht zu seinem besondern Fach wählt, gehe so viel wie möglich zu den Quellen und den Particulargeschichten, die ihn bei weitemmehr unterrichten. »• « 174 Mit der philosophisch bestimmten Historic bekam die Objektwelt ihren Ausdruck in der Erkenntnis. Da wahre Erkenntnis eine Relation zwischen Subjekt und Objekt im Erkenntnisakt voraussetzt, konnte die historische Erkenntnisart nicht länger als eine Fachwissenschaft an sich angesehen werden. Nur in der Synthese zwischen entgegengesetzten Polen in der Erkenntnis, wie historische Trennung und philosophische Verbindung, entstand ,,wirkliche“, d.h. sowohl subjekts- wie objektgeprägte Erkenntnis. Die Verschmelzung von der philosophischen Erkenntniseinheit und der natiirlichen Bestimmung der Dinge brachte eine systematische Einheit mit einer teils historischen, teils philosophischen Seite hervor. Diese Systemeinheit wurde von der Natur der Dinge in deren idealer Form— oder der erkenntnistheoretischen Kategorie „Idee“ - gebiidet. Von Kants Standpunkt in der Kritik der reinen Vernunft aus, ist es offenbar, daft der Begriff ,,Idee“ zummindesten in höhem Grade der Bestimmung der kantianischen Vernunft entgegengesetzt ist. AaO. S. 307. Siehe aaO. S. 230—233. Vgl. z.B. die Forderung nacli allein „äufierer Vollständigkeit" in der Erkenntnis (S. 230) — Erkenntnis, die „blofi historisch zu iiberliefern" ist (S. 233) — mit der Definition der theoretischen Bedeutung des dogmatischen Irrtums, S. 226 f. AaO. S. 311. AaO. ibidem.
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