47 wahre historische Handeln zu konstruieren vermochte.''*^ Dieser Kompafi fiir die Fahrt der einzelnen Vernunft iiber die Oberfläche der historischen Vielfalt, konnte seinen Ausgangspunkt allein in der inneren Zweckmäfiigkeit der Natur nehmend"*' Durch die grundlegende Annahme von der allgemeinen Natureinheit wurde der Vernunft eine Möglichkeit gegeben. Regeln fur das Spiel des menschlichen Widens aufzustellen; denn da „alle Naturanlagen eines Geschöpfes“ dazu bestimmt sind „sich einmal vollständig und zweckmäfiig auszuwikkeln“, bedeutete dies, dafi es möglich ist, die Organe, die nicht diese allgemeine Einheit ausdriicken, zu beseitigen: „Ein Organ, das nicht gebraucht werden soil, eine Anordnung, die ihren Zweck nicht erreicht, ist ein Widerspruch in der teleologischen Naturlehre. Die wissenschaftliche Vernunft konnte natiirlich nicht einmal von diesem Ståndpunkt aus, das reale Handeln im Einzelfalle vorschreiben; dieses wiirde nicht nur die Fähigkeit der Vernunft iibersteigen, sondern auch den Charakter der Geschichte aufheben. Statt dessen mufite die Vernunft annehmen, dafi eine generelle Korrelation zwischen der einzelnen Vernunft —demeinzelnen Individuum- und der allgemeinen Vernunft als Bestimmung der Natur seiner Kategorie besteht. Und „so diirfte diese Idee uns doch zum Leitfaden dienen, ein sonst planloses Aggregat menschlicher Handlungen, wenigstens imgrofien, als ein Systemdarzustellen".'"*^ Es wird angenommen, dafi dieser in der Natur verborgene Plan, bewufit oder unbewufit, durch das Handeln der einzelnen Individuen erfiillt und realisiert wird.'"*'* Durch den Versuch der Vernunft dieses Verhältnis zwischen Allgemeinem und Besonderem bewufit zu machen, bekommt die historische Erkenntnis einen anderen und höheren Wert als die blofi empirische Geschichte — eine Andeutung von Freiheit in philosophischer Notwendigkeit. Die Konstruktion des historischen Stoffes nach einer „weltburgerlichen Absicht“ war jedoch im Grunde mit der transzendentalphilosophischen BestimAaO. S. 23 f.; „Einzelne Menschen und selbst ganze Völker denken wenig daran, dafi, indem sic, ein jcdes nach seinem Sinne und einer oft wider den anderen, ihre eigene Absicht verfolgen, sie unbemerkt an der Naturabsicht, die ihnen selbst unbekannt ist, als an einem Leitfaden fortgehen“. AaO. S. 24: „Es ist bier keine Auskunft fiir den Philosophen, als das, da cr bei Menschen und ihrcmSpiele im grofien gar keine vcrniinftige eigene Absicht voraussetzen kann, er versuche, ob er nicht eine Naturabsicht in diesemwidersinnigen Ganze menschlicher Dingc entdecken konne . . AaO. S. 24. AaO. S. 36. AaO. S. 34: „Man kann die Geschichte der Menschengattung im grofien als die Vollzichung eines verborgenen Plans der Natur ansehen, um eine innerlich - und zu diesem Zwccke auch .äulJerlich - vollkommene Staatsverfassung zustande bringen, als den einzigen Zustand, in welchem sie alle ihrc Anlagen in der Menschheit völlig entwickeln kann“. Vgl. aaO. S. 25: „Die Natur hat gewollt, dafi der Mensch alles, was iiber die mechanische Anordnung seines tierischen Daseins geht, gänzlich aus sich selbst herausbringe und keiner anderen Gliickseligkeit oder Vollkommenheit teilhaftig werde, als die er sich selbst, frei von Instinkt, durch cigene Vernunft verschafft hat“. “ 142
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