8 deren Tätigkeit auf den sicheren Weg der Wissenschaft zu fiihren. Die Möglichkeit der Metaphysik sich amsicheren Weg der Wissenschaft entlang zu erltwickeln, war von einer durchgreifenden Veränderung der Verhaltensweise des Erkenntnissubjekts gegeniiber dem Objekt abhängig. Die Frage nach der Relation zwischen der Vernunft und der Natur in der Erkenntnis war nicht nur zentral fiir Kants Streben der Metaphysik eine wissenschaftliche Formzu verleihen; eine Lösung fiir dieses Problem zu finden und dadurch die Natur der Erkenntnis zu bestimmen, gehörte gerade zur allgemeinen Aufgabe der Metaphysik. Die Metaphysik hat zur Aufgabe, den inneren, ontologischen Grund der Erkenntnis zu bestimmen und damit, nach Kants Auffassung, eine rein wissenschaftliche Tätigkeit, frei von aposteriorischen Einschlägen zu ermöglichen.'^ Nur das eigene Arbeitsgebiet der Metaphysik hatte es somit zur Aufgabe, ein unerschiitterliches methodologisches Fundament fiir diesen Teil der philosophischen Reflexion zu konstruieren. In Analogie mit der historischen Entwicklung der Mathematik und der Naturwissenschaften war es fiir Kant offensichtlich, dafi die kiimmerliche Lage der Metaphysik ihre Ursache in der landläufigen, schulphilosophischen'■* Annahme von der inneren Einheit der Erkenntnis hatte: „Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntniss miisse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche, iiber sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntniss erweitert wiirde, gingen unter dieser Voraussetzung zu nichte. « 16 Der schulphilosophische Ståndpunkt dieser am besten von in vorliegendem Zusammenhang wird dessen, gemäfi Kant, vorderstem Vertreter repräsentiert: dem Philosophen Christian Wolff- baute auf der Annahme auf, daB das reine Sein der Dinge den einzigen ontologischen Grund der Erkenntnis ausmachte.'* Dieses, das Ding an sich - die Essenz — spiegelte sich seinerseits in AaO. S. 20: „Der Metaphysik, einer ganz isolirten speculativen Vernunftserkenntniss, die sich gänzlich iiber Erfahrungsbelehrung erhebt, und zwar durch blofie Begriffe, wo also Vernunft selbst ihr eigener Schuler sein soil . . AaO. S. 34: „In der Ausfiihrung also des Plans, den die Kritik vorschreibt, d.i. im kiinftigen System der Metaphysik, miissen wir dereinst der strengen Methode des beriihmten Wolf, des grossten unter alien dogmatischen Philosophen, folgen . . AaO. S. 21: „Ich sollte meinen, die Beispiele der Mathematik und Naturwissenschaft, die dutch eine auf einmal zu Stande gebrachte Revolution das geworden sind, was sie jetzt sind, waren merkwiirdig genug, umdem wesentlichen Stiicke der Umanderung der Denkart, die ihnen so vortheilhaft geworden ist, nachzusinnen, und ihnen, so viel ihre Analogie als Vernunftserkenntnisse mit tier Metaphysik verstattet, hierin wenigstens zumVersuche nachzuahmen“. AaO. ibidem. AaO. S. 34: „. . . Wolf, des grössten unter alien dogmatischen Philosphen . . .“. Siehe hierzu auch Ritschl, Otto: System imd systematische Mcthodc in der Geschichte des u'issenscbaftltchen Sprachgebrauchs und der philosophischen Terminologie, Sp. 62. Siehe W'olff, Christian, Verniinftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, § 33 (S. 17): „Dasjenige, darinnen der Grund von dem iibrigen zufinden, was einem Dinge
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