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255 Viele der Ziige, die Theorells Vorschlag zu einer Reorganisation der Juristenausbildung während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägen sollten, werden in den Schriften wiedergefunden, an denen unter anderem Gjörwell und andere Aufklärer teilnahmen: Die Forderung, daft die akademische Tätigkeit urn ihrer selbst willen zuerst und vornehmst niitzlich sein sowie die Auffassung, daft die Wissenschaft durch eine populäre Formzur allgemeinen Aufklarung des Volkes hinwirken sollte, wiederholte sich auf diese Weise wieder.'"*^ Die Form, die Gjörwell als Beste zur Erfiillung der wahren Aufgabe der Wissenschaft ansah, war jedoch die Enzyklopädie und nicht die akademischen Anstalten. Die Drohung gegen die akademische Tätigkeit, die Olivecrona veranlafite, den Bleistift zu ergreifen, war von einer naheliegenderen Art und trotzdemmit der Universitätskritik der Aufklärung verwandt, denn: „Während der letzten zwei Jahre, insbesonders während des Reichstages 185658, ist sowohl in Wort und Schrift geäufiert und behauptet worden, dafi „an der Universität Upsala die juristische Bildung niedergelegt worden ist“, dafi, „sie in unserem Land zu einem Grad abgesunken sei, dafi die Sachlage die gröfiten Besorgnisse eingeflöfit habe“, dafi „in Uppsala wenig oder nichts fiir den, der ein griindliches juristisches Studium einholen will, zu erwerben ist“, u.s.w., und, dies und derartig wiederholend, hat man weiter gesagt, dafi das Urteil der offentlichen Meinung bereits den Stab iiber die juristischen Fakultäten an den Universitaten des Reiches gebrochen hatte, und dafi die einzige Rettung des juristischen Studiums das Errichten einer Universität in der Hauptstadt und ein Uberfiihren der gegenwärtigen Fakultäten an dieselbe Stelle wäre. slott, hvarpå lösliga hjernor bygga och nedrifva, och göra många orimliga anstalter, som en svagsint menniskas förordnande, hvilken i dår-hufet inbillar sig vara en Regent eller Lagstiftare" und S. 43f.: ,,Men man förlorar sig snart på denna löpbanas omäteliga fält, om man derpå wandrar utan ledstång, utan wise grundsatser . . . Twänne dess föreskrifter: at söka det sanna, at inskränka sig til det Nyttiga". Diese Betonung von dem Niitzlichen, als Gegensatz zu der scholastischen Philosophie, wird beispielsweise auch bei d’Alembert und Diderot wiedergefunden. '■*’ Aus dieser Auffassung folgten förmliche Wettkämpfe umdie Niitzlichkeit zwischen den verschiedenen Lehrfächem, siehe, was die Rechtsgelehrsamkeit im besonderen betrifft, Rabenius, Olof, OmLagfarenhetens nuvarande tillståndi Svea Rike (Uber den jetzigen Zustand der Rechtsgelehrsamkeit imschwedischen Reich), S. 2 f., vgl. Bring, aaO. S. 49 f. Fn. Diese Kritik erzwang unter anderem eine Reform der Fakultätsorganisation, die man von Universitätsseite- zumBeispiel Erik Gustaf Geijer - während des 19. Jahrhunderts als Ursache fiir die Niedergangsperiode des akademischen Studiums während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ansah. Siehe betreffend die Erziehungskommission des Jahres 1750 und deren Gutachen, Segerstedt, Torgny T., Fakulteterna och vetenskapens enhet (Die Fakultäten und die Einheit der Wissenschaft), S. 7 und S. 17. Olivecrona, aaO. S. 1: „Under de sista tvenne åren, särdeles under riksdagen 1856-58, har det blifvit både i tal och skrift yttradt och påstådt, att, ,,vid Upsala Universitet, den juridiska bildningen låge nere", att, ,,dcn vore till den grad sjunken i vårt land att förhållandet ingåfve de största bekymmer", att ,,i Upsala föga eller intet står att inhemta för dem som vilja inhemta ett grundligt juridiskt vetande" o.s.v. och, upprepande detta och dyhkt, har man vidare sagt, att allmänna opinionens dom redan hade brutit stafven öfver de Juridiska Faculteterna vid Rikets Universiteter och att enda räddningen för der juridiska studierna vore upprättandet af ett Universitet i hufvudstaden och de nuvarande Faculteternas öfverflvttande till samma ställe". « 144

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