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254 mentation unvermeidlich fiihrte.*^^ Das Buch bekam jedoch ein anderes Schicksal; Boethius’ Schrift wird vor allemmit der Forderung des Umzugs der Universität Uppsala in die Hauptstadt verkniipft. Die Univerität war während der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts barter Kritik ausgesetzt worden.’^’ Ein bezeichnendes Exempel auf die Art von kritischer Beurteilung, der die Universitätseinrichtung während dieser Periode ausgesetzt war, stellt Carl Christoffer Gjörwells Abrechnungmit der Ausformung der akademischen Gestaltung dar. 1771 gab Gjörwell eine Schrift heraus, die nach den Plänen den ersten Band in einer schwedischen Enzyklopädie ausmachen sollte: Schwedische Enzyklopädie, beinhaltend alle Wissenschaften und Kiinste sowie nach den besten Quellen verfajit von einer Gruppe Gelehrter}*^ Dieses Unternehmen, besonders von den enzyklopädischen Bestrebungen in Frankreich inspiriert, erreichte jedoch niemals seine Vollendung. In demArtikel, der den Landgewinn der Ästhetik behandelte, wurde der verheerende Einflufi der ,,Scholastik“ auf die intellektuelle Tätigkeit kritisiert. Der scholastische Mifigriff bestand im Unvermögen aufzufassen, dafi in alien Wahrheiten, sowohl Wissenschaften als auch Kiinsten, „Ubung und Ausiibung demSystem vorausgeht". Damit wurde die Wissenschaft zu ,,ein blofier Wort-Kram, ein Schicksal, das Logik und Moral in den Fländen der Scholastiker durchgemacht hat“. Sonder diese Einrichtung des Studiums wird folglich „Ein jedes System von allgemeinen Begriffen" hervorbringen, „es wird, ohne diese Behutsamkeit ein bloftes Luft-Schlofi, woran oberflächliche Gehirne bauen und niederreiften, und viele törichte Anstalten machen, wie die Vorschrift eines schwachsinnigen Menschen, der sich in seinemTorenhaupt einbildet, ein Regent oder Gesetzgeber zu sein“. Die Mahnung, die dieser Kreis von gelehrten Enzyklopäden schliefilich an die Studenten richtete, war folgerichtig: „Aber man verliert sich bald auf dem unermefilichen Feld dieser Laufbahn, wenn man darauf ohne Geländer wandert, ohne weise Grundsatze . . . zwei sind die Vorschriften: das Wahre zu suchen, sich auf das Niitzliche zu beschränken. 138 “ HI Siehe aaO. S. 115 f., besonders S. 116: „Ich befiirchte, dal? alle wahre Kenntnis bald verschwinden wiirde, wenn man nicht einen anderen Zw^eck sab, als den, der in diesem schwankenden Begriff eines gröfieren Nutzens vorgestellt werden kann . . (,,Jag fruktar at all sann kunskap snart skulle försvinna, om man ej såg annat ändamål, än det i detta vacklande begrep om en större nytta kan föreställas . . .“), vgl. blofi „Brotwissenschaft“, S. 127. Vgl. Andreen, Per G.: Till frågan om ett svenskt Centraluniversitet (Zur Frage einer schwedischen Zentraluniversität), S. 489. Siehe Segerstedt, Torgny T., Den akademiska friheten (Die akademische Freiheit), I-III. Vgl., was die Einwirkung dieser Kritik auf das akademische Studiumin Deutschland betrifft. Pick, Eckhart, Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums und Schelskv, Einsamkeit und Freiheit, S. 18 ff. Svensk Encyclopedie, innefattande alla Vetenskaper och Konster samt Efter de Bästa Källor författad afett sälskap lärde. Sämtliche Zitate von Gjörw^ell, C.C., aaO. S. 41f. En 2.: ,,öfning och utöfning föregår Systemen"; S. 43: ,,et blott ordkram, et öde, som Logican och Moralen undergåt i Scholastikernes händer"; „Hvart och et System af almänna begrep blifver, utan denna försigtighet et blott Luft-

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