ERSTER TEIL Die freie Wissenschaft und das freie Handeln der Vernunft „Frei nun ist jede menschliche Tätigkeit nur, wenn die Bestrebungen des Wollens, die in ihr als lebendige Kraft wirksam sind, ungehindert durch fremde Gewalten sich in ihrer Eigenart und Gesetzmafiigkeit ausgeben und leistungsfähig erweisen können. In diesem Sinne frei ist die Wissenschaft, wenn sie wirklich nur sie selbst ist gilt es auch sie von allem nicht wissenschaftlichen . . . scharf zu unterscheiden.“ ' Dann aber Otto Ritschl (1908) Die Emanzipation der Vernunft Im Vorwort zu seiner Schrift Kritik der reinen Vernunft formuliert Immanuel Kant seine endgiiltige Zielsetzung fiir dieses Werk: eine methodologische Grundlage fiir die wissenschaftliche Form der Metaphysik zu konstruieren. Nach Kants Auffassung spiegelt sich das wissenschaftliche Niveau einer Disziplin in zwei äufieren, sichtbaren Ziigen wider, und nur von der Wissenschaft, deren Ausiibung von diesen Kriterien geprägt wird, kann behauptet werden, sie habe wahre wissenschaftliche Formerreicht: „Ob die Bearbeitung der Erkenntnisse, die zum Vernunftgeschäft gehören, den sicheren Gang einer Wissenschaft gehe oder nicht, das lasst sich bald aus dem Erfolg beurtheilen. Wenn sie nach viel gemachten Anstalten und Zuriistungen, sobald es zumZwecke kommt, in Stocken geräth, oder, umdiesen zu erreichen, öfters wieder zuriickgehen und einen anderen Weg einschlagen muss; imgleichen, wenn es nicht möglich ist, die verschiedenen Mitarbeiter in der Art, wie die gemeinschaftliche Absicht verfolgt werden soli, einhellig zu machen: so kann man immer iiberzeugt sein, dass ein solches Studium bei Weitem noch nicht den sicheren Gang einer Wissenschaft eingeschlagen, sondern ein blosses Herumtappen sei.“' ' Ritschl, Otto, Diefrcic Vi issenschaft mid der Idealismus aiif deti deutscheu (Jniversitdteri, S. 8 f.; das Zitat setzt wie folgt fort: „Denn die Verwechslung und Vermischung mit Denkgebilden von solcher Art ist bisher noch immer der entscheidende Grund aller Versuche gewesen, der Wissenschaft, deren Wesen man verkannte, auch die Ereiheit ihrer Eigenart zu mibgonnen und zu nehmen. Die Erage nach der I'reiheit der Wissenschaft fiihrt zuriick so auf die andere nach ihremeigentiimlichen Wesen". ’ Kant, Immanuel, Kritik der reinett Verumift, Vorwort zur 2. Auflage, S. 15. Allgemein zur
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