227 Durch diese Forderungen hatte Theorell endgiiltig seinen unwissenschaftlichen, empirischen Ausgangspunkt gezeigt. Olivecrona meinte darum, dafi das ,,Angefiihrte hinreichend sein diirfte, um die Beschaffenheit der UniversitätsReform mittels Einziehung von verschiedenen Lehrstiihlen zu beweisen. Daft kein Freund von der wahren wissenschaftlichen Kultur, dafi niemand, der in der Wissenschaft etwas Höheres sieht als ein Aggregat diverser Kenntnisse, dem Reformvorschlag in solch eine Richtung, wie die des anonymen Verfassers, seinen Beifall zollen kann, sehe ich als ganz unzweifelhaft. Das, was nach Olivecronas Meinung, mehr als irgendetwas anderes den Wissenschaftler vomRoutinier und Praktiker unterscheidet, ist das Vermögen, seinen Stoff zu systematisieren. Dies, Herr iiber sein Material zu werden, wird als das vornehmste Kriteriumder Wissenschaft angesehen, und um dies zu erfiillen, war es notwendig, den erkenntnistheoretischen Standpunkt zu iiberschreiten, der nur Aggregatbauwerke ermöglichte. Diese Charakteristika hatten Schlyters Impulse zu einem wissenschafthcheren Studium, auch die Tätigkeit der juristischen Fakultät beigebracht; Die Rechtswissenschaft hatte damit den wissenschaftlich sicheren Weg eingeschlagen. Die wissenschaftliche Entwdcklung innerhalb der Jurisprudenz, die mit Schlyters Vorlesungen eingeleitet worden war, drohte jedoch durch Theorells Vorschlag aufgehoben zu werden. Denn in Ubereinstimmung mit der Forderung der Zeit auf Kodifikation des Rechts, gefährdete Theorells Reformvorschlag den wissenschaftlichen Geist in der Juristenausbildung und der Rechtswissenschaft. An dieser Stelle versuchten nämlich starke Kräfte äuBere, utilistische Zwecke fiir die akademische Tätigkeit zu setzen. Olivecrona räumte ein, dafi die höhere juristische Ausbildung nicht perfekt genannt werden konnte, vielmehr war sie mit ernsten Mängeln behaftet, gegen die unumgänglich etwas getan werden mufite. Aber diese Reform mufite in einemorganischen Zusammenhang geschehen - nach wissenschaftlichen Forderungen - und ihren Ursprung und besondere Stiitze aus dem Inneren der akademischen Welt haben. Theorells feindliche Einstellung zu dieser wahrhaft wissenschaftlichen und ununterbrochenen Reform des rechtlichen Studiums spiegelte gerade diesen Gegensatz zwischen dem Interesse der Wissenschaft und der Aufienwelt wider. Ausgehend von diesem Gegensatz stellte Olivecrona Theorells Kritik am Versuch der juristischen Fakultät die Anzahl der Lehrstiihle zu erhöhen dar: ord, ,,frågan sålcde.s endast blir om den kännedom, som fordras för att kunna försvarligen(?) „examinera“, anser han att fyra professorer i Juridiska Faculteten vara ett öfverflödigt stort antal och kunna inskränkas till tre; i den philosophiska Faculteten vill han för historien hafva trenne lärostolar, men deremot för philosophien, „när tjenstgöringsarbetet minskas med öfverflödiga föreläsningar (s. 18), blott en . . AaO. ibidem; ,,anförda torde vara tillräckligt för att ådagalägga beskaffenheten af universitetets-reformen förmedelst åtskilliga lärostolars indragning. Att icke någon vän af sann vetenskaplig odling, att icke nagon, som i vetenskapen ser något högre än ett aggregat af diverse kunskaper, kan skänka sitt bifall åt reform-förslag i sådan rigtning somden anonyme författarens, anser jag alldeles otvifvelaktigt". « 102 16
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