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202 Durch die wahre Organisation der Fakultät, d.h. in dem MaBe sie sowohl in der Lage ist, die wissenschaftlichen Forderungen zu erfiillen, als auch gemäB ihrer eigenen objektiven Bestimmung ihr Gebiet abzugrenzen, hat die Universität, nach Hwassers Meinung, ein Organ zur Einwirkung der wissenschaftlichen Bildung und Kontrolle iiber die Gesellschaftsbildung bekommen. Die Universität bekam dadurch eine neue Bestimmung und andere Forderungen auf Autonomie als friiher. Hwasser meinte, daB die Universität, die nach dem organischen Systemmodell konstruiert wurde - in dem der Fakultät erlaubt wurde, die Besonderheit, die in die Einrichtung eingeht, zu schiitzen und zu pflegen - sollte eine fiihrende Rolle in der Gesellschaftsentwicklung spielen:'*^ „Der tiefe Sinn der Idee der Universitätsorganisation driickt sich auf der einen Seite dadurch aus, daB sie nicht nur zu einemorganischen, fiir ein gemeinsames Ziel wirkenden Ganzen, sämtliche einzelnen Forschungsarten der Wissenschaft völlig zusammenhält, sondern auch durch ihre höheren Fakultäten die Ganzheit dieser Wissenschaftskultur mit den höchsten und durchgreifendsten Funktionen der Gesellschaft vereint. . sowie auf der anderen Seite dadurch, daB sie als ihre innerste lebendige Kraft die Eingebung pflegt, die wahrend der Evolutionsperiode des Jugendalters . . . ihn treibt als das höchste Ziel seines Strebens die reine Anschauung der Wahrheit zu suchen. Die Hwassersche Universitätskonzeption iibt, im Gegensatz zu Kants freier philosophischer Fakultät, einen durch ihre wissenschaftliche Besonderheit unabhängigen und bildenden EinfluB auf die AuBenwelt aus. Durch die wissenschaftliche Tätigkeit der Fakultäten regelt die Universität alle Funktionen der Gesellschaft: ihre rechtlichen, medizinischen und religiösen MaBnahmen und Einrichtungen. Die Forderung der Universität auf Freiheit entspricht folglich durchaus nicht der Forderung der philosophischen Fakultät auf Isolation. Die Forderungen der Wissenschaftlichkeit, und auf niedrigerem und spezialisierterem Niveau die Forderungen der Spezialwissenschaftlichkeit, bildeten frei ihre eigene Welt in der Geschichte. Damit die Universität ihren Zweck erfiillen kann, wurde vorausgesetzt, gemäB dieser neuen Autonomieauffassung, daB der Staat die Wissenschaftler und deren Organisation, nicht nur mit der Freiheit von äuBerem Zwang und Reglements, sc^ndern auch, und vielleicht vor allem, mit den notwendigen materiellen Mitteln fur die wissenschaftliche Tätigkeit versah. Die vollständige Bearbeitung aller verschiedenen Disziplinen AaO. S. 208: ,,die organische Vereinigung zwischen den einzelnen 'X’issenschaften, die notwendig fiir deren gemeinsames inneres Leben ist . . (,,den organiska förening emellan de enskilda vetenskaperna, som.är nödvändiga för deras gemensamma inre lif . . .“). AaO. S. 207 f.: ,,Den d|upa betydelsen af umversitetsinrättningens ide uttrycker sig a ena sidan derigenom, att den icke blott till ett organiskt, för ett gemensamt mål verkande helt sammanhåller vetenskapens samtliga enskilda forskningsarter, utan äfven genom sma högre faculteter förenar denna vetenskapsodlingens helhet med samhällets högsta och mest genomgripande functioner . . .; samt å andra sidan derigenom, att den såsom sin innersta lefvande kraft vårdar den ingifvelse, som under ungdomslifvets evolutionsperiod . . . drifver honom att såsom sitt sträfvandes högsta mål söka sanningens rena åskådning". “ 5C

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