199 damit auch das Unvermögen der Vernunft, die apriorische Kenntnis als Ausdruck zu organisieren, in dem Zustand und der Position der höheren Fakultäten. Es war gerade in den höheren Fakultäten, wo die Aussöhnung zwischen der theoretischen Bestimmung und der praktischen Handlung geschehen mufite, denn nur, wenn es möglich ist, das Handeln als wissenschaftlich begriindet aufzufassen, ist es auch möglich, die höheren Fakultäten als wissenschaftlich aufzufassen. Umdie Freiheit der Universität zu retten, war es notwendig, das Anwendungspotential der Wissenschaft zu entdecken: „Die drei höheren Fakultäten haben einen, von dem eben Abgehandelten (vornehmst die classico-philosophische Fakultät), kennzeichnenden gemeinsamen Charakter, der, bevor sie fiir sich betrachtet werden, fur mich Aufmerksamkeit zu verdienen scheint. Dieser gemeinsame Charakter beruht fiirs erste darauf, dafi sie imeigentlichen und höchsten Sinne des Wortes praktisch sind, wie fordert von der Forschung, die sie besonders pflegen, den Charakter von ernster, liebevoller Veredelung der Menschheit und wohl suchende Handlung. Die Vermittlung zwischen Subjekt und Objekt, die die Erkenntnishandlung bedeutete, konnte folglich nur durch die bewufite Steuerung des historischen Stoffes der Vernunft geschehen. Durch Bearbeitung wurde die Erfahrungserkenntnis zu wissenschafthch begriindetem und damit erkennbar historischem Handeln qualifiziert. Hwasser drtickte diese Verbindung zwischen dem wissenschaftlich begriindeten Handeln und dem Vermögen der Vernunft, auch materielle Einheit imStoff zu schaffen, aus, da er feststellte, dafi das andere gemeinsame Kriterium fiir die höheren Fakultäten ist, dafi sie „erkenne die Erfahrung in des Wortes tiefster Bedeutung als positiven, und die von der Evolution des Selbstbewuf^tseins ausgehenden Reflektion nur als einen negativen Moment, der notwendig ist, damit die Erfahrung in klarer, wissenschaftlicher Anschauung aufgefafit werden konnte".'^'* Gleichzeitig sah Hwasser die Gefahr ein, Begriffe wie „Erfahrung“ und „praktisch“ in Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Argumentationsgrund zu betonen, ohne gleichzeitig den Abstand zumGegenpol der freien Wissenschaft zu markieren: der Empirismus - so fuhr er fort: „Die Verwechslung zwischen Erfahrung und Beobachtung, die dem gemeinen Empirismus Veranlassung gibt, durch Usurpation des vorhergehenden, verehAaO. S. 219: ,,Dc trcnne högre faculteterna hafva cn dem ifrån de nyss afhandlande [främst den classico-philosophiska fakulteten] utmärkande gemensamcharacter, hvilken, innan de hvar för sig betraktas, synes mig förtjena uppmärksamhet. Denna gemensamma character beror för det första derpå, att de i ordets egentliga och högsta bemärkelse äro practiska, samt fordra af den forskning, de särskildt vårda, characteren af allvarlig, kärleksfull, mensklighetens förädling och väl sökande handling". Die Art, wie Hwasser in diesem Zitat explizit die oberen Fakultäten und das vernunftsgemäfie Handeln zusammenkoppelt, ist im Grofien und Ganzen charakteristisch fiir Hwassers philosophisches Verfassertum. AaO. ibidem: „erkänna erfarenheten, i detta ords djupaste mening, för positiv, och den ur sjelfmedvetandets evolution utgående reflectionen endast såsom ett negativt moment, som är nödvändigt för att erfarenheten skall i klar vetenskaplig åskådning kunna uppfattas". SO- « 43
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