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194 schaftlichen Systematik. Die kantianische Systematik wurde davon gekennzeichnet, dafi sie streng genommen eine wissenschaftliche Anwendung der Erkenntnis unmöglich machte. Da grofie Teile der Universitätsorganisation damit von dem Einflufi von der einheitschaffenden Kraft der Wissenschaft unberiihrt blieben, so spiegelte die vom Fakultätsstreit geplagte Universität in dieser Hinsicht nur die Schwäche der wissenschaftlichen Systematik wider: worin alles Organ ist“, „Eine Zusammenfassung von Wissensarten, die weit davon entfernt sind, eine solche organisch-lebendige Verbindung auszumacben und die nicbt von einer zu einembestimmten und gemeinsamen Ziel gericbteten Entwicklungskraft durcbdrungen werden und zueinander in vielfältiger gegenseitiger Opposition steben, entspricbt folglicb nicbt der Idee einer Fakultät, sondern insofern gerade durcb das gegenseitige Verbalten ibrer einzelnen Wissensarten zueinander, der Form ibrer Tätigkeit als Ganzbeit keine wissenscbaftlicbe Entwicklung, sondern nur Erkenntnissammlung, wie die vom Lyzeumoder Gymnasium, werden kann.“^’ Die erkenntnistheoretische Frage, die in dieser Hinsicht eine zufriedenstellende Lösung finden mul^te, war mithin, wie sich das Verhalten der Vernunft zu ihrer eigenen historischen Handlung gestalten mul^te. Oder mit anderen Worten: Was charakterisiert die Verbindung zwischen der abstrakten Einheit der Wissenschaft und der besonderen Konkretion der praktischen Handlung? Diese Frage zu beantworten war eine dringende Notwendigkeit, denn ,,fur die Entstehung einer wirklichen Bildung“, ist „ein inniger Versöhnungsakt“ zwischen ,,abstrakten Formen“ und ,,den konkreten Verhältnissen des Lebens“^^ absolut notwendig. Nur auf der Basis, die eine derartige Lösung dieses Problems bietet, ware es möglich, demspezialwissenschaftlichen Objektcharakter, auf demdie Fakultätseinrichtung ruhen mufite, einen Platz innerhalb der allgemeinen Systematik der Wissenschaft zu geben. Diese Entwicklung des Selbstbewufitseins der Vernunft, von demblofi kritischen Vernunftsstandpunkt zur sogenannten Vereinigungsphilosophie, mul^te folglich in einer neuen Auffassung vom erkenntnistheoretischen Verhältnis zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen in der Wissenschaft als das, was in demEinheitspnnzip manifestiert wurde, resultieren: AaO. S. 206: „En sammanfattning at kunskapsarter, hvilka långt ifrån att utgöra en sådan organiskt lefvande förening, och genomträngas af en dem till ett bestämdt och gemensamt mål rigtande utvecklingskraft stå till hvarandra i en flerfaldig ömsesidig opposition, motsvarar således icke idéen af facultet, utan så vida just genom detta dess enskilda kunskapsarters inbördes förhållande, formen af dess verksamhet, såsomhelhet, icke kan blifva vetenskaplig utveckling utan endast samlande af kunskap, snarare den af lyceumeller gymnasium". AaO. S. 195: ,,för uppkomsten af verklig bildning ... en innerlig försoningsact . . . abstracta former . . . lifvets concreta förhållanden". Auch in dieser Hinsicht richtete Hwasser Kritik gegen die Schellingsche Naturphilosophie, die seiner Meinung nach der Medizin keinen praktischen Nutzen zugefuhrt hatte, siehe Liedman, Israel Hwasser, S. 88.

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