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185 den Erkenntnisprozefi den wissenschaftlich sicheren Weg entlang bewuftt zu steuern. Die Bildung der Vernunft machte folglich das Ziel fiir die wissenschaftliche Entwicklung aus, denn in der Vernunft, und nur da, gab es die bildende und lebendige Kraft, die es vermochte die Geschichte zu beherrschen. Eine absolut freie Vernunft machte aufierdem die notwendige Basis fiir die Möglichkeit der Wissenschaft aus.'° Das Streben zu diesem Ideal machte folglich die wahre Natur der Bildung — des Studiums - aus, denn wie Hwasser schreibt: „Das Aufkommen der Bildung geschieht durch innere Entwicklung“.*‘ Erst durch die Realisierung in der individuell charakteristischen und freien Bildung der Vernunft, wozu die Wissenschaft ständig Gegenstand wurde, konnten die allgemeinen Forderungen der Wissenschaft in eine lebendige und im Material einheitschaffende Kraft verwandelt werden, die der freien Position der absoluten Vernunft entsprach. Die Form von dieser „durch die Wissenschaft zu tätigemLeben entwickelten Kräfte“, war das persönliche Studium.'^ Israel Hwasser legte sowohl in seinen Schriften als auch in seinemVerhältnis seinen Studenten gegeniiber, deren Bildung ihm anvertraut war,'^ grobes Gewicht auf die persönlichkeitsakzentuierende Wirkung der wahren Bildung. Die Eigenart der Studenten sollte nicht unter dem wissenschaftlichen Suchen erstickt werden, und jeder äufiere und fiir die persönliche Eigenart des Studenten fremde Zwang muBte aus der Bildung verbannt werden.'■* Statt dessen war es die schwere Aufgabe des Doktorvaters des Studenten zu versuchen, jeden Anspruch auf äuftere Autorität verzichtend, den jungen Menschen auf den freien und sicheren Weg der Wissenschaft einzufiihren. Nur durch diese Entwicklung der Vernunftskräfte ist es möglich gewesen, eine neue Generation von Wissenschaftlern zu bilden, die mit selbständig gebildeter wissenschaftlicher Kraft, die allein in der Lage war, Einheit in die Vielfalt des Stoffes zu schaffen, die Wissenschaften aus ihrer einseitigen Stoffabhängigkeit zu befreien: „Die Wissenschaft soli wohl von demJugendlichen erfafit werden; aber damit ist es nicht genug. Sie soli Wurzeln in seinem Innersten schlagen und daraus in lebendigen Gestalten wiederauferstehen, die gerade durch ihren Reichtum an Vielfältigkeit bewiesen werden, dal^ die Friihere wirklich mit dem inneren Leben, die in der Zusammenfassung aller qualitativen Verschiedenheiten der personlichen Anlagen ihren vollstandigen Ausdruck hat, vereint geworden ist." AaO. S. 181; ,,die Freiheit der Seele, die eine notwendige Bedingung fiir die Möglichkeit der Wissenschaft ist" (,,den själens frihet, somär ett nödvändigt villkor för vetenskapens möjlighet"). " AaO. S. 196; ,,bildningens uppkomst sker genomutveckling mifrån". AaO. S. 230; ,,vetenskapernas derigenomtill verksamt lif utvecklade krafter". '' Siehe Liedman, Sven-Eric, Israel Hwasser, S. 86 f., was Hwassers Anspruch auf Originalität und selbständige Wissenschaftsauffassung bei den Studenten betrifft. '■* FIwasser, aaO. S. 165 ff. AaO. S. 195; ,,Vetenskapen skall väl af ungdomen uppfattas; men det är ej nog dermed. Den skall slå rot i dess innersta och derutur återuppstå i lefvande gestalter, hvilka just genom sin mångfaldighets rikedomskola ådagalägga, det den förra verkligen förenat sig med det inre lif, hvilket uti sammanfattningen af alla de personliga anlagens qvalitativa skiljaktigheter har sitt fullständiga uttryck".

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