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115 Es war nur das Selbstverständnis der emanzipierten Vernunft, das die freie und systematische Basis der Wissenschaft, der es wirklich gelang, den Stoff zu beherrschen und zu besitzen, lieferte; “Dieser iiberwiegende Einflufi des bestehenden Stoffs . . . wird uns verderblich seyn, solange wir ihm bewufitlos dienen, wohlthätig, wenn wir ihmeine lebendig bildende Kraft entgegen setzen . . . Angesichts der Herrschermacht des Stoffes sollte sich, nach Savignys Meinung, eine lebendige bildende Kraft - die wissenschaftliche Methode- einstellen. Der Stoff sollte durch die absolut wissenschaftliche Methode von den Strukturen, Begriffen und Ansichten, die auf Grund des organischen Heranwachsens des Rechts ganz oder teilweise in dem historischen Stoff abgelagert wurden, obwohl sie sich auf einen anderen Zweck, als den der Wissenschaft stiitzt, gereinigt werden. Durch diese Bearbeitung sollte der Stoff zu seinem urspriinglich reinen und unbestimmten Zustand — zum ,,blol? historischen", in dem man keine Bestimmung direkt erkennen oder abgrenzen konnte — zuriickkehren. Auf diese Art alle zufälligen Zweckeinheiten aus dem Stoff auszumerzen, machte doch einzig und allein der emanzipierten Vernunft erster Schritt in ihrem Bemiihen, den Stoff zu beherrschen, aus. Nach Kants Kritik der reinen Vernunft hatte die innere Einheit der Objektwelt sich angesichts der Forderung des Wissenssubjektes auf absolute Hegemonie fiir ihr eigenes Ziel aufgelöst. Das Ding an sich als erkenntnistheoretische Kategorie war von der strukturierenden und abgrenzenden Kraft der Vernunft ersetzt worden, und deren philosophisch notwendige Methode sollte als einzigen Grund die Wissenschaftsform diktieren. Die an sich formloseVielfalt des Stoffes wird damit nach der Einheit der Vernunftskategorien apriorisch konstruiert. Das bedeutete, dafi die menschliche Vernunft, durch die philosophisch-systematische Behandlung des Stoffes nach ihren eigenen Voraussetzungen, selbst das Objekt fiir ihre Wirksamkeit bildete: . . daft wir nämlich von den Dingen nur das a priori erkennen, was wir selbst in sie legen. Die kantianische Formulierung der freien Wissenschaftlichkeit war ihrer Natur entsprechend, und da alles reproduktive Abbilden der Objektwelt sich als sinnlos herausgestellt hat, eine rein produktive Tätigkeit. Die emanzipierte Vernunft hatte, anstelle zu versuchen willkiirliche Anhaltspunkte in der chaotischen Vielfalt zu finden, selbst einen Leitstern - das wissenschaftliche Ideal - fixiert, und danach von diesemFixpunkt her, den erforderlichen Kompafi konstruiert. Diesen Kompafi, die wissenschaftliche Methode, machte es der menschlichen Vernunft möglich, in und durch ihre ideelle Tätigkeit, eine eigene objektive Wirklichkeit systematisch darzustellen. Durch Abgrenzung und Vom Beruf, S. 69. Vgl. Wilhelm, aaO. S. 26. Kant, aaO. S. 22. a 24 • “ 25 9

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